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Wandern über
Grenzen
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Die Teilnehmer auf Burg Fleckenstein/Elsass |
Hätten
noch Posten die Grenze zwischen Deutschland und
Frankreich bewacht, hätten sie vermutlich den Dienst
quittiert, denn wenn eine Gruppe von etwa 40 Wanderern
mehrmals täglich die Trennungslinien überschreitet,
wäre das selbst für einen pflichtbewussten Grenzer
eine nervige Herausforderung gewesen.
So
aber konnten sich
Mitglieder und Gäste des Schwäbischen
Albvereins Gemmrigheim bei der Wanderung über Grenzen
lediglich an Hinweisschildern oder Inschriften
orientieren, ob sie sich im
Elsass oder in der Pfalz befanden. Sie waren der
Einladung des Vereins gefolgt, in zwei Tagen einen
Teil des elsässischen Burgenweges sowie des Dahner
Felsenpfades zu erkunden.
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Die Verantwortlichen |
Hotel "Zur Wegelnburg" in Nothweiler |
In
Nothweiler begrüßte Herbert Steiner vom
dortigen Heimatverein die Gruppe, bei Kaffee und
Brezeln auf der Terrasse des Hotels „Wegelnburg“
besprach man den Tagesablauf. Da bei allen Ausfahrten
des Vereins auch diejenigen berücksichtigt werden,
die nicht mehr gut zu Fuß sind, wurde auch dieses Mal
bereits im Vorfeld ein Alternativprogramm angeboten,
dessen Ausführung Herbert Steiner übernommen hatte.
Einige besuchten nun mit ihm, der sich mit viel
Engagement für die Heimatpflege einsetzt, das
stillgelegte, staubfreie Erzbergwerk bei Nothweiler.
Mit Interesse folgten die Besucher seinen ausführlichen
Erklärungen und persönlichen Erfahrungen als
Mitarbeiter im Bergwerk. Von schmalen, niederen Gängen
zweigen weitere Schächte ab, die von Fledermäusen
bewohnt werden. Vor zehn Jahren wurde ein breiter
Stollen maschinell eingebaut, um Besuchern einen
Rundgang, der über mehrere Etagen führt, zu ermöglichen.
Inzwischen
hatten sich die Wanderer für den Aufstieg zur
Wegelnburg gerüstet. 300 Höhenmeter waren zu bewältigen,
um von der höchstgelegenen Burganlage der Pfalz aus
dem 12./13. Jahrhundert einen wunderschönen Rundblick
genießen zu können. Ein Foto in diese Richtung, noch
eines in die andere, Sonne und Wolken zauberten immer
wieder eine neue Stimmung herbei, die in Bildern
festgehalten wurde, dann ging es weiter, bis ein großer
Grenzstein anzeigte, dass man sich ab jetzt auf französischem
Boden befand.
Fast
um die Ecke war die
nächste Ruine, die elsässische „Hohenburg“, die
trutzig auf gewaltigen Felsen thront. Wer die steilen
Leitern und steinernen Stufen, die nach oben führen,
bezwungen hatte, wurde mit einem Blick über das weite
Land belohnt. War nun diese Aussicht nicht noch schöner
als die vorherige? Nicht weit davon entfernt
passierten die Wanderer die Burg „Löwenstein“,
dann war es allerdings vorbei mit bequemen Wegen. Da
beim Wandern der Blick meistens mehr auf den Weg als
in die Ferne gerichtet ist, muss
man einfach ab und zu stehen bleiben, um dies oder
jenes auf sich wirken zu lassen.
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Auf der Wegelnburg |
An der deutsch/französichen Grenze |
Über
den so genannten Felsenpfad, über rutschige Wurzeln
und Felsplatten, auf der einen Seite gewaltiges
Urgestein, auf der anderen steil abfallendes Gelände,
ab und zu auf helfende Hände angewiesen, erreichte
man die Freizeitanlage vor der Burg
„Fleckenstein“. Noch ein kurzer Blick auf einige
Kletterer, die in der Wand eines riesigen Felsen
hingen, dann wurden die Schritte schneller, denn
leichter Regen setzte ein, der sich zu einer kurzen
aber heftigen Sturzflut entwickelte. Glücklicherweise
konnten noch alle ins Trockene flüchten. Während der
Regen nachließ, fanden sich die Nichtwanderer ein,
die mit dem Bus nachgekommen waren. Gemeinsam
spazierte man zum „Fleckenstein“, der gut
erhaltenen Burgruine aus dem 12. Jahrhundert und mit
92 Metern Länge und 8 Metern Breite eine der größten
Vogesenburgen. Der Regen war inzwischen vorbei und so
konnten sich die Besucher einmal mehr an einer
herrlichen Sicht erfreuen.
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Burg Hohenbourg |
Burg Fleckenstein |
Mit
welchem Aufwand in früheren Zeiten Holzkohle
hergestellt wurde, wird entlang eines Waldweges
anschaulich dargestellt. Beim Weitergehen gelangt man
zum Gimpelhof, ein ehemaliges Hofgut, das heute
Gastronomie beherbergt. Dort stand schon der Bus, der
die Wanderer zurück zum Hotel „Wegelnburg“
brachte, wo das Abendessen bestellt war. Aber
der Tag bot noch eine Überraschung: Im
Bilderbuch-Dorf Seebach wurde im Weingut Jülg eine
Weinprobe zelebriert und leicht beschwingt fuhr man
weiter zur Übernachtung in Haguenau.
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Seebach/Elsass |
Weinprobe/Seebach |
Sieben
Uhr Frühstück – acht Uhr Abfahrt, hieß die
Devise, damit der Zeitplan für den Tag eingehalten
werden konnte. Zwar löste die Voraussage des
Wetter-Apps nicht gerade Begeisterung aus, rechnete es
doch mit 97 % Regenrisiko, aber zunächst saß man ja
im Bus und wer weiß, „ob nicht der liebe Gott mal
wieder beim Albverein“ sein wird.
In
Nothweiler hatten die Wirtsleute der „Wegelnburg“
mit ihrem freundlichen Team für jeden Teilnehmer ein
Lunchpaket vorbereitet, bei dem selbst ein
„Leckerli“ nicht fehlte. Noch ein Gruppenfoto vor
dem Hotel und „alles an Bord?“ Dann konnte es
losgehen in Richtung Dahn.
Die
Wanderer verließen den Bus an einer der vielen
Einstiegsmöglichkeiten, die der Dahner Felsenpfad
bietet, und mit Herbert Steiner fuhren die
Nichtwanderer nach Hauenstein. Nach einem Rundgang
durch den Ort besuchten sie das bekannte Schuhmuseum,
das im Laufe der Zeit aus einem ehemaligen Schuhladen
entstanden ist. Über drei Stockwerke verteilt findet
man hier Schuhe aus mehreren Jahrhunderten und von
vielen weltweit bekannten Schuhherstellern. Berühmte
Persönlichkeiten haben hier ihre Schuhe abgegeben,
darunter Schauspieler, Schriftsteller, Sänger, selbst
kirchliche Würdenträger sind dabei. Bei einem
besonderen Highlight konnten die Besucher aus
Gemmrigheim dabei sein: Die Eröffnung einer
Sonderausstellung in Anwesenheit der Schuhkönigin.
Nach so vielen Eindrücken war eine kurze Wanderung
rund um den „Paddelsee“ genau das Richtige.
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Besucherbergwerk in Nothweiler |
Schuhmuseum Hauenstein |
Für
die andere Gruppe ging es nicht ganz so gemütlich zu,
denn gleich zu Beginn stieg der Weg wieder steil an.
Die rötlichen Felsen aus Buntsandstein waren ständige
Begleiter, bis plötzlich der herausragende „Büttelfels“
auftauchte. Ein geheimnisvolles Licht leuchtete durch
die große Öffnung in der Höhe und jeder wollte sich
vergewissern, wie`s da oben aussieht. Etwas
schwindelfrei musste man schon sein, denn die eiserne
Leiter hatte kein Geländer. Aber durch das riesige
„Guckloch“ war die Aussicht gigantisch und voller
Begeisterung kamen die Kletterer zurück.
Nach
einiger Zeit wurde der Weg etwas breiter, um bald
darauf wieder in einen schmalen Pfad zu münden.
Staunend blieben die Wanderer kurz unterhalb des „Lämmerfelsens“
stehen, den man wohlweislich nur von unten
betrachtete. Eine andere Trasse hätte über die Höhe
geführt, aber der Abstieg wäre nicht ganz ungefährlich
gewesen.
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Dahn bei Sonnenschein |
Dahn im Regen |
Wenn
es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder abwärts,
gerade hatten sich die Knie etwas erholt, da ereilte
die Gruppe ein heftiger Regenguss. Also hatte das App
doch recht? Zum Glück war eine Baumgruppe in der Nähe,
die mit ihrem Blätterdach etwas Schutz bot. Es sah
nach Dauerregen aus, aber bald hatte der Wind die
Wolken vertrieben, und die „Karawane“ zog weiter
zum „Wachtfelsen“, der wieder nur über eine
steile Leiter zu
erklimmen war. Das Lunchpaket wurde ausgepackt und
fast jeder fand dort oben einen Sitzplatz – mehr
oder weniger gemütlich.
Beim
Absteigen waren viele wieder froh an einer helfenden
Hand, war doch die letzte Stufe enorm hoch und
rutschig. Vorbei an zerklüfteten Felsen, die mit
Nischen und Schlupflöchern manchen Kleinlebewesen und
vielen Vögeln Unterschlupf bieten, kam man in
bewohntes Gebiet, überquerte eine Straße und sah
sich zwei riesigen Felsen, nahe beieinander stehend,
gegenüber. Passend als „Braut und Bräutigam“
bezeichnet, sind sie wohl die bekanntesten Felsen nahe
der Stadt Dahn.
Beim
„Schillerfelsen“ fragte man sich, wie der Fels zu
diesem Namen kam – sah jemand eine Ähnlichkeit mit
Schillers Profil? Oder war der Dichterfürst mal beim
Wandern hier? Beim „Schwalbenfelsen“ konnte man
schon eher einen Bezug herstellen. Gut gesichert durch
Geländer konnten sich die Wanderer gefahrlos auf dem
schmalen Vorsprung neben dem aufragenden Felsenturm
bewegen und den Blick weit ins Land hinein schweifen
lassen.
Durch
einen engen Einschnitt in der „Felsenarena“
gelangte man auf die andere Seite der Felsen, musste
manchen übergroßen Brocken umrunden,
gelegentlich gar den Kopf einziehen und immer wieder
auf den Weg achten. Noch ein Anstieg und dann ging es
vorerst auf fast ebener Strecke weiter, bis ein
glitschiger Abstieg das Ende der wunderschönen, wenn
auch anstrengenden Wanderung anzeigte.
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Im Dahner Felsenmeer |
Beim Schwalbenfelsen |
Ein
kurzes Wegstück und die Dahner Hütte war erreicht,
wo mit Genuss der versprochene Kaffee, gestiftet aus
der Vereinskasse, geschlürft wurde. Herbert Steiner
war ebenfalls mit seinen Schützlingen eingetroffen
und ein letztes Mal wurde danach in Nothweiler Station
gemacht. Dort verabschiedete man sich zum einen von
der Hotelleitung und bedankte sich noch herzlich für
das freundliche Entgegenkommen bei der Verpflegung und
zum anderen bei Herbert Steiner, der das Wochenende
dem Albverein ganz zur Verfügung gestanden und mit
Orts- und Sachkenntnis viel zum Gelingen der Ausfahrt
beigetragen hatte.
Wer
hatte schon einmal das Kakteenland in Steinfeld
besucht? Keiner der Mitreisenden – also war hier vor
der endgültigen Heimfahrt noch einmal Halt. Zeitlich
war allerdings nicht mehr viel Spielraum, aber eine
kurze Besichtigung der riesigen Gewächshäuser mit
tausenden von Kakteen sowie Halbedelsteinen in allen
Formen und Farben war dennoch möglich, und zuhause
wird nun wohl mancher kleine grüne Kaktus draußen
auf dem Balkon stehen.
Da
im Bistro des Kakteenlandes das Essen schon während
der Fahrt bestellt wurde, gab es keine große Verzögerung
beim Servieren und fast pünktlich zur geplanten
Abfahrtszeit wurde die Heimfahrt angetreten. Die
Mitreisenden dankten Werner Häring und den
Mitverantwortlichen für die erlebnisreichen Tage. Der
Dank galt auch Fahrer Uwe, der seine Gäste wieder mit
der gewohnten Sicherheit nach Hause brachte.
Mancher
wünschte sich eine zweite Reise, denn die
Felsenlandschaft um Dahn und in den Nordvogesen ist
ein Naturerlebnis der besonderen Art. In Millionen von
Jahren haben wechselhafte Witterungseinflüsse die
Erosion begünstigt, so dass man heute staunend vor
den Ergebnissen steht. Ist es nicht ein Wunder, wie
sich Pflanzen und gar Bäume auf scheinbar blankem
Fels ansiedeln und gedeihen können? Dass hier Sagen
und Legenden noch immer lebendig sind, ist nicht
verwunderlich angesichts der bizarren und gewaltigen
Felsen, denen sich keiner gleicht. Die Erosion, so schädigend
sie auch manchmal scheinen mag, hat in dieser Gegend
ein Meisterstück geliefert.
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Im Steinfelder Kakteenland |
Beim Abschlussessen |