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Der Albverein
Gemmrigheim war auf Wander- und Kulturreise im
Lipperland
Lemgo
– na klar, DIE Stadt der Handballer, Hameln – seit
Kindertagen weiß man, dass dort der Rattenfänger zu
Hause war, aber schon mal dort gewesen? Außer den
0rganisatoren Ursula und Hans Wörnle wohl kaum einer
aus der Gruppe, die sich auf Einladung des Schwäbischen
Albvereins Gemmrigheim aufmachte, das Lipperland
kennen zu lernen. Ein zweites Frühstück unterwegs
mit Butterbrezeln, einem Fläschchen Wein und Kaffee
gehört bei Mehrtages-Ausfahrten schon zum festen
Bestandteil und hilft bestens gegen die aufsteigende Müdigkeit.
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Reiseverantwortliche
des Vereins |
Verantwortliche
mit Wanderführern |
Beim
Aufenthalt in Brakel,
der kleinen Hansestadt, begegnete man zum ersten Mal
den typischen Fachwerkhäusern dieser Gegend, die mit
geschnitzten und bemalten Fächerrosetten, mit Sinnsprüchen
über Torbogen und in Querbalken geschmückt sind.
Aber
was heißt hier Hansestadt? Diese Städte liegen doch
an Ost- und Nordsee und nicht da, wo weit und breit
nur kleinere Gewässer sind.
Die reichen Kaufleute des Mittelalters waren
jedoch nicht nur auf Schiffe angewiesen, sie weiteten
ihre Handelsbeziehungen in einer Art Netzwerk auch auf
das Binnenland aus. Wie Brakel traten auch Lemgo,
Hameln, Warburg und andere Städte dem Hansebund bei.
„Hanse“ kommt aus dem Althochdeutschen und
bedeutet bewaffnete Schar, das heißt, die Kaufleute
schlossen sich aus Sicherheitsgründen zusammen, um
den Handel weniger gefährdet ausüben zu können.
Der
Gang durch den historischen Stadtkern von Brakel führte
vorbei an der Kirche, über den Marktplatz mit dem
Rathaus, das ebenso wie der Kirchenbau romanische und
gotische Bauelemente aufweist; am Marktbrunnen mit
bronzenen Figuren aus der Sagenwelt hätte man gerne
die Füße ins kalte Wasser getaucht, denn allmählich
meinte es die Sonne besonders gut mit den Reisenden.
Die kleine Kaffeepause am Bus war daher sehr
willkommen, bevor die Fahrt dann weiter ging nach
Lemgo, der Stadt, die durch rege Handelsbeziehungen
nach Osten, den Niederlanden und England den Wohlstand
der Bewohner begründete.
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Hansestadt
Brakel
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Sinnsprüche
an Fachwerkhäusern in Brakel
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Der
Wall, ein grüner Gürtel, der den alten Stadtkern
fast lückenlos umgibt, bot allen die Möglichkeit,
nach der Hitze des Tages frische Luft zu genießen. Für
Spaziergänger und vor allem für Radfahrer ist hier
ein idealer Ort, für die einen zum erholen, für die
anderen der sichere Weg zum Ziel. Nun hatte man sich
nach dem langen Sitzen im Bus die Beine vertreten und
nach kurzer Zeit waren die Reisenden im Hotel an der
Ilse angekommen. Wie so üblich am ersten Reisetag,
war nach dem Abendessen bald Ruhe eingekehrt und der
Tag konnte in Gedanken noch einmal vorbeiziehen.
Zwei
Stadtführer gaben am Morgen einen Einblick in die
wechselhafte Geschichte der Stadt und ihrer Herren,
die ihre Häuser vielfach im Stil der
Weser-Renaissance bauen ließen. Im Weserraum wurden
viele Schlösser und Bürgerhäuser im
Renaissance-Stil errichtet und so wurde der Begriff
„Weser-Renaissance“ geboren,
die ihre Form eher aus den Niederlanden als aus
Italien bezog. Gebäude wie das Hexenbürgermeister-Haus
und kunstvoll verzierte Fachwerkhäuser mit „Utluchten“
– Vorbauten mit Schmuckgiebeln und Fenstern nach
drei Seiten - zogen die Blicke auf sich ebenso wie die
Häuser mit gotischen Giebeln rund um den Marktplatz,
im Volksmund der „steinerne Saal“ genannt. Eine
Besonderheit war in der Kirche St. Marien zu
bewundern, die Schwalbennestorgel, in den dunklen
Tagen des dritten Reiches als Heldenorgel bezeichnet,
da in ihrem Holz die Namen der gefallenen Soldaten
eingraviert sind. Das Stadtbild allerdings prägt die
Nicolaikirche, mit deren Bau bereits im frühen 13.
Jahrhundert begonnen wurde. Auffallend sind die zwei
verschiedenartigen Kirchtürme, der kirchliche
Glockenturm und der Wächter- oder Uhrglockenturm.
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Lemgo/Hexenbürgermeisterhaus
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Alt-Lemgo
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Einkaufsmeile
in Lemgo
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Junkerhaus
in Lemgo
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Nach
einem Bummeln über den Markt war man gespannt, was es
mit dem Junkerhaus auf sich hat. So ein ungewöhnlicher
Hausbau ist wohl noch keinem der Besucher vorgekommen.
Alles, aber wirklich alles, ist aus Holz gefertigt,
eine Arbeit, die nicht nur Bewunderung sondern auch
oft Kopfschütteln hervorruft. Karl Junker, der
Erbauer, war ein Sonderling, der ein abgeschottetes
Leben geführt hat. Seine kleinen Gemälde in den
Zimmern stellen glückliche Familienszenen dar, so
dass man annimmt, dass der verschrobene Künstler
tiefe Sehnsucht
nach Gemeinsamkeit hatte.
Ein
Kaffee wäre jetzt genau das Richtige – und auf
Einladung im Kastanienhaus ruhten sich die Besucher an
den freundlich gedeckten Tischen bei Getränken und
Kuchen aus. Aber noch
weitere Punkte standen auf der Tagesordnung:
Zunächst eine kurze Besichtigung vom
Renaissance-Schloss Brake und der alten Ölmühle,
sowie eine Wanderung durch den Landschaftspark des
Lampenfabrikanten Staff mit Blick auf Lemgo.
Dieser
Tag war vollgepackt mit so vielen Eindrücken, die
nachklangen, so dass sich nach dem Abendessen die
meisten bald zurückzogen.
Aus
dem Wanderverein Lemgo fanden sich zwei Mitglieder
bereit, am nächsten Tag mit den Gästen nach Bad
Salzuflen zu wandern. Zunächst ging man gemeinsam
eine Strecke, dann verabschiedeten sich die
„Kurzwanderer“, um auf einem weniger anstrengenden
Weg den Kurort zu erreichen. Die andere Gruppe
umwanderte in großem Bogen Lemgo mit Blick auf die
weite Wald- und Hügellandschaft, bis in Bergkirchen
eine Pause eingelegt wurde. Wenige Häuser bilden den
Ort, wie jedoch von dem Küster, gleichzeitig auch
Organist, zu erfahren war, ist diese Kirche für
mehrere Gemeinden in der Umgebung das einzige
Gotteshaus. Nach der Reformation wehrten sich hier die
Bürger standhaft, dem lutherischen Glauben abzusagen
und erhielten schließlich die Erlaubnis des
Landesherrn, welcher der reformierten Kirche angehörte,
den Gottesdienst nach ihrem Wunsch auszuüben. Der
Organist ließ sich nicht lange bitten und spielte auf
der Orgel ein Lied, wobei er ständig die Register
wechselte und manch einer mag sich gewundert haben,
welche Vielfalt an Klängen in diesem großartigen
Instrument steckt.
Wanderstrecke
von Matorf nach Bad Salzuflen
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Windrad-Park
im Lipperland |
Besichtigung
der Kirche von Bergkirchen |
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Ankunft
in Bad Salzuflen |
Fachwerkhäuser
in Bad Salzuflen |
Die
Uhren gehen wohl im Lipperland etwas anders, denn die
„halbe Stunde, dann sind wir da“ dehnte sich
ziemlich aus. Schließlich war man doch im Zentrum des
Kurorts angekommen, wo sich die andere Gruppe bereits
erfrischt hatte, sei es bei Kuchen und Kaffee oder vor
den Salinen sitzend. Nachdem sich auch die Neuankömmlinge
im Salinencafé gestärkt hatten, waren alle wieder
bereit zu der Interessanten Führung durch die
Altstadt. Auch hier findet man prächtige Häuser und
kunstvoll verzierte Fachwerkbauten, die aus den vielen
Jahren ihres Bestehens Geschichten erzählen könnten.
„Was,
heute Abend tanzen? Nach diesem Tag? Ich bin viel zu müde“
war allgemein zu hören, und doch …. nach dem
Abendessen sah es anders aus. Ein großer Saal im
Hotel stand nach anfänglichen Schwierigkeiten zur
Verfügung, aus dem mitgebrachten Kassettenrekorder
erklangen flotte Melodien und Ursula Wörnle ließ
„die Puppen tanzen“. Ein großer Kreis wurde
gebildet und los ging`s. Da einige Männer das
Mitmachen trotz guten Zuredens verweigerten, wurden
kurzerhand Frauen zu Männern bestimmt, was immer
wieder zu Verwechslungen führte, nicht nur beim
Schritte zählen – „bin ich jetzt Mann oder
Frau“? Unter viel Gelächter lernte man
Tanzschritte, die zwar einfach nachvollziehbar
schienen, aber beim Wiederholen doch für ein
Durcheinander sorgten.
Da
kam ganz gelegen, dass am folgenden Tag die Fahrt nach
Hameln anstand, so konnte man während der etwa 40
Kilometer langen Strecke noch ein bisschen einnicken.
Hameln – die Altstadt sucht Ihresgleichen mit dieser
Fülle von Renaissancegebäuden und Fachwerkhäusern,
mit Legenden wie die Geschichte von der Päpstin und
vor allem natürlich vom Rattenfänger. Und schon kam
er um die Ecke, tänzelnd, Flöte spielend, mit
wippender Feder auf dem Hut und buntem Gewand.
Allerdings zogen weder Ratten noch Kinder hinter ihm
her, sondern amüsierte Touristen.
Hohe
Tanzkunst auf YouTube
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Rattenfänger
und Schwaben |
Altstadt
von Hameln |
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Fachwerkhäuser
in Hameln |
wohlverdiente
Rast auf Schloss Schaumburg |
Mit
dem „normalen“ Stadtführer lernte man beim Gang
durch die Fußgängerzone
Rattenfängerhaus, Stiftsherrenhaus,
Apothekerhaus, Hochzeitshaus, den modernen Brunnen mit
seiner Symbolik, und noch weitere bedeutende Bauten
kennen. Man erfuhr, dass in der kleinen Gasse, die am
Rattenfängerhaus vorbeiführt, seit dem Tag des
Verschwindens der Kinder keine Musik erklingen darf,
was es mit dem Hochzeitshaus auf sich hat und was sich
manche Bauherren bei der Ausschmückung ihrer Häuser
gedacht haben. Nachdem sich der Stadtführer
verabschiedet hatte, blieb noch kurze Zeit, um auf
eigene Faust Hameln zu erkunden. Ein magischer
Anziehungspunkt war für einige ein kleines Café, das
sie schon beim Rundgang entdeckt hatten und dessen
nostalgischer Charme entzückte. „Geht`s schnell?
– wir sind sehr in Eile“ und schon standen
Kaffeetassen und Kuchen auf dem Tisch;
im Laufschritt ging es dann zurück zum
Treffpunkt.
Von
weitem konnte man den Weserdurchbruch erkennen, die
Porta Westfalica, wo sich die Weser zwischen
Wiehengebirge und Weserbergland in grauer Vorzeit
ihren Weg gesucht hat. Auf der Höhe erhebt sich das
Denkmal Kaiser Wilhelms I., von seinem Enkel Wilhelm
II. in Auftrag gegeben.
Einmal
sich als Schlossherr fühlen – und wenn`s nur im Hof
auf Holzbänken sitzend der Fall ist! Einer
Serpentinenstraße folgend erreichte man Schloss
Schaumburg, wo unter Linden ganz bürgerlich das
mitgebrachte Lunchpaket verzehrt wurde. Noch eine
kurze Fahrt, dann verließ der harte Kern den Bus und
wanderte auf die Höhe des Wiehengebirges. Mit dem
Rest der Gruppe wollte man sich beim Hotel
Wittekindsburg zur Kaffeepause wieder treffen.
Wittekind,
auch Widukind, rebellierte als Führer der Sachsen
gegen Karl den Großen, wobei ein angebliches Wunder
einmal mehr eine Legende entstehen ließ.
Von
der Freiterrasse des Hotels aus hatte man einen
herrlichen Blick über die Landschaft, aber bald ertönte
das Signal zum Aufbruch, man wollte Kaiser Wilhelm
doch auch aus der Nähe betrachten. Also machten sich
die Wanderer auf durch den herbstlich anmutenden Wald
und standen bald vor dem riesigen Denkmal. Nach gebührender
Bewunderung und dem obligatorischen Gruppenfoto –
„näher zusammen – mich ansehen – und laaachen“
- nahm der Bus wieder Kurs auf Lemgo.
Ein
letztes Mal stiegen am Morgen die beiden einheimischen
Wanderführer in den Bus. Nach einem Spaziergang durch
Detmold ließen sich die Reisenden zum Hermannsdenkmal
fahren. Jeder bekam seine Eintrittskarte, aber nicht
jedem war es vergönnt, sie zu entwerten, um den
Zugang zu Hermanns Innerem zu erlangen. Aber
Albvereinler wissen sich zu helfen: sie stiegen über
die Sperre oder drückten ein bißchen am Drehkreuz
des Ausgangs und es war geschafft. Ob`s das Drehkreuz
überlebt hat??
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Blick
vom Kaiser Wilhelm-Denkmal |
Schloss
in Detmold |
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Hermanns-Denkmal |
Externsteine |
Wie
dem auch sei, allen schmeckte das anschließende
Vesper und ein Obstler aus Lemgo half beim Nachspülen.
Die Stimmen waren geölt, Liederblätter wurden
verteilt, die Umstehenden staunten (vielleicht summten
sie auch mit), als das freche Lied von Hermann und
Quintilius Varus gesungen wurde. Der Beifall hätte
zwar kräftiger sein können, aber Hermann hat sich
sicher trotzdem gefreut!
Dann
war aber Schluss mit lustig – jetzt stand eine
anstrengende Wanderung zu den Externsteinen an.
Trinken, Jacken ausziehen, Schweißtropfen abwischen,
in unregelmäßiger Reihenfolge blieben die Ausflügler
stehen, um kleinste Pausen einzulegen, denn es ging
scheinbar endlos bergauf und die Sonne brannte vom
Himmel. Den aufmunternden Worten der Wanderführer, es
sei ja nicht mehr weit, wollte niemand mehr so recht
glauben. Endlich, nach gefühlten 25 Kilometern, –
es waren natürlich weniger – ragten plötzlich die
gewaltigen Externsteine vor den Wanderern auf. Trotz
ihrer Müdigkeit kletterten viele auf den steinernen
Stufen nach oben, um die Aussicht zu genießen. Aber
als erstes suchte man das Lokal auf, um mit
irgendeiner Flüssigkeit den Durst zu löschen. Die
Externsteine sind eine Gruppe von 30 – 40 Meter
hohen Sandsteinfelsen, in einem der Felsen kann man
eine uralte Felsenkapelle besuchen, wo sich auch ein
Felsrelief der Kreuzabnahme Christi befindet. Ein See
und ein großer Park vervollständigen das pittoreske
Bild, das vor noch nicht allzu langer Zeit von einer
Stadtbahn durchzogen wurde.
Sonntagmorgen
und Aufbruchstimmung: Vor der Heimfahrt war noch eine
Stadtbesichtigung geplant. In Warburg meinte man in
den engen Gassen die schönsten Fachwerkhäuser zu
sehen. Zusammen mit Kirch- und Wehrtürmen bildeten
sie ein tolles Ensemble. Auch hier hätte man gerne länger
verweilt, aber Gemmrigheim lag noch in weiter Ferne
und so hieß es Abschied nehmen von einer wunderschönen
Gegend.
In
kurzer Zeit hatten die Albvereinler jeden Tag durch
die Planung von Ursula und Hans Wörnle etwas Neues,
Aufregendes erlebt, das lange im Gedächtnis bleiben
wird und vielleicht zu eigenem Erkunden angeregt hat.
Großer Beifall und ein herzliches Dankeschön zeigte
ihnen, wie begeistert die Teilnehmer von dieser Reise
waren.
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Abschied
vom Hotel an der Ilse/Matorf |
Heimfahrt
- letzte Rast Warburg |