Event 2012/03

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                              Der Albverein war 7 Tage im Thüringer- und Frankenwald.                   

Pünktlich, wie man es beim Albverein Gemmrigheim gewohnt ist, stellten sich  die Teilnehmer an der Wanderreise in den Thüringer Wald am angegebenen Treffpunkt ein. Wer allerdings nicht kam, war der Bus. Die geplante Abfahrtszeit war schon eine Weile überzogen, ein Suchtrupp wurde losgeschickt – vielleicht wartete der Bus ja an einer anderen Stelle – und kam unverrichteter Dinge wieder zurück. Es spricht für die Albvereinler, dass sie den Humor trotz einsetzendem Regen behielten und als endlich der Bus auftauchte, half man schnell beim Verstauen des Gepäcks mit, damit der Tagesplan in etwa eingehalten werden konnte.

Die Zeit für das übliche zweite Frühstück mit Brezeln und einem Fläschchen Wein wurde etwas gestrafft, damit man rechtzeitig zur Führung durch die wunderschönen Feengrotten bei Saalfeld ankam. Geheimnisvolle Welten taten sich den Besuchern auf,  die mit Umhängen und Mützen selbst wie Gestalten aus dem Berginnern wirkten. Eine spontane Gesangseinlage trug zusätzlich zu der zauberhaften Stimmung in der Höhle bei.

Einen Besuch wert war auch der Hochspeicher von Hohenwarta. Von einer Plattform aus konnten die riesigen Fallrohre mit einem Durchmesser von über zwei Metern besichtigt werden. Aus Zeitgründen wurde allerdings auf die vorgesehene Wanderung um das Speicherbecken verzichtet. Ohne weiteren Halt ging es in Richtung Wurzbach, wo die Reisenden im familienfreundlichen Aparthotel Am Rennsteig abstiegen. Das gemütliche Beisammensitzen nach dem Abendessen währte kürzer als üblich, der anstrengende Tag forderte seinen Tribut.

Eine einheimische Wanderführerin begrüßte am Morgen die Gäste, die nun bei einem kurzen Rundgang durch den Ort interessante und kuriose Begebenheiten erfuhren. Einige dieser Geschichten wurden in bunten Farben auf dem ehemaligen Trafo-Häuschen verewigt, das so zum neuen Wahrzeichen von Wurzbach geworden ist. Unter anderem ließ die Wanderführerin wissen, dass im Ort – und nicht nur in diesem – die Vorschrift besteht, dass alle Hausdächer mit Schiefer gedeckt werden müssen. So zeigt sich ein einheitliches Dorfbild, das einen gewissen nostalgischen Charme ausstrahlt. Durch Wald und Flur wanderte man zum Charlottenfelsen, gekrönt mit einem riesigen künstlichen Fliegenpilz. Der Legende nach verdankt der Fels seinen Namen einer Liebesgeschichte, die wie so oft unglücklich endete. Auch zu der so genannten Bärenmühle, die von dem Höhenweg aus zu sehen war, gab es eine Erzählung. Wer wollte, konnte nun auf einem kürzeren Weg zum Hotel zurückkehren oder noch auf einem Umweg weiterwandern.

„Regenschirm nicht vergessen“ hieß die Devise bei der Wanderung zum Schloss Burgk, wobei das angehängte „k“ kein Schreibfehler ist, sondern dem Eigennamen der ehemaligen Besitzer zuzuordnen ist. Früher als erwartet hatten die Wanderer den steilen Aufstieg zu dem alten Schloss bewältigt, das trutzig über einem Staubecken thront. Sie waren froh, dass die gebuchte Führung vorgezogen wurde und ließen sich vom Verwalter der Burg Interessantes und Amüsantes aus der Burggeschichte erzählen. Der 24 Meter hohe Kamin in der Küche und die barocke Kapelle mit einer Silbermann-Orgel sind unter anderen Sehenswürdigkeiten „die Renner“. Soviel Kultur macht Appetit und nach der Vesperpause ging es zweigleisig weiter, das heißt, Fußkranke fuhren mit dem Bus zur Staumauer der Bleilochtalsperre, der harte Kern wanderte um das Staubecken. Unterwegs setzte heftiger Regen ein und dankbar genossen die Durchnässten bei ihrer Rückkehr den heißen „Bus-Kaffee“.

Der Abend war dann König Fußball geweiht – Deutschland gegen die Niederlande. Hier zeigten sich die wahren Fans – man stöhnte auf bei verpassten Torgelegenheiten, ärgerte sich über die Fouls der Gegner und jubelte bis zur Heiserkeit beim Sieg der deutschen Mannschaft.

„Hätte ich bloß den warmen Pulli angezogen“ – allenthalben hörte man morgens die Klage der Frierenden, als die Wanderer in dem freundlichen Ort Brennersgrün den Bus verließen, um am Ortsrand einen ungewöhnlichen Naturgarten zu besichtigen. Aus Zweigen, Moos, Steinen und Gräsern haben Schulklassen, Kindergarten-Gruppen, Vereine und Privatpersonen in liebevoller Arbeit ein „Wald-Dorf“ im Kleinformat gestaltet und bauen es immer noch weiter aus. Da findet man ein Zirkuszelt neben einer Schule, einen Spielplatz, ein Feuerwehrhaus, eine Kirche bis hin zu einem kleinen Zoo, einfach alles, was ein Dorfleben ausmacht.

Und dann begegnete man zum ersten Mal dem großen weißen „R“, das den Wanderweg auf dem Rennsteig markiert. Viele Wege zweigen da und dort ab mit Hinweisen auf Besonderheiten und so wählte man den „Schönwappenweg“ – vorbei an sieben besonders interessanten Wappensteinen gelangte die Gruppe zum großen Freizeitgelände des Schieferparks bei Lehesten. Bei den denkmalgeschützten Gebäuden wurde sie vom früheren Betriebsleiter der Anlage erwartet, der bereits als junger Mann hier tätig war und sich vehement für die Erhaltung des Ensembles eingesetzt hat. Wie schwer die Arbeit im Schieferabbau war und wie vielseitig dieses Material verwendet werden kann, wurde durch verschiedene Vorführungen an historischen Maschinen anschaulich dargestellt. Was dem Betriebsleiter augenscheinlich leicht von der Hand ging, wenn er einen Schieferblock spaltete und dann noch eine Figur ausschnitt, erwies sich beim Nachahmen gar nicht so einfach – gelernt ist eben gelernt, hieß es auch hier. Kleine Anekdoten lockerten den etwas düsteren Eindruck in der weitläufigen Halle auf und als schließlich im kleinen Mannschaftshaus noch manches Souvenir eingepackt worden war, machte man sich auf den Weg zum Bus.

Anderntags begrüßte die helle Morgensonne die Gruppe, als sie der Frankenwarte zuwanderte. Der Turm auf dem felsigen Gelände bot eine herrliche Aussicht über das Land. Beim Weitergehen über Wiesen und Felder, übersät mit bunten Blumen, gelangte man unbemerkt von Thüringen ins Frankenland, bis man in Bad Steben in dem gepflegten Kurpark eine kleine Pause einlegte. Hier ließe es sich gut sein, aber bei Mordlau wartete schon der Bus auf die Wanderer und brachte sie nach Lichtenberg. Ein déja-vu-Erlebnis stellte sich beim Gang durch die Ortschaft bei einigen Teilnehmern ein – hier hatte der Albverein vor einigen Jahren Quartier bezogen. Rund um den Burgberg „lagerte“ man nun zur Mittagspause, die Vespertüten wurden ausgepackt, dabei wurden rege Tauschgeschäfte abgewickelt – Apfel gegen Ei, Gurke gegen Pudding Käse- gegen Wurstbrötchen. Noch ein Gruppenfoto als Erinnerung, eine erfolgreiche Schatzsuche per GPS und weiter ging es mit dem Bus zum Höllental.

Es war ja noch früh am Tag, also wurden noch einmal die Rucksäcke hervorgezogen, um die „Hölle“ zu erwandern. Gewaltige Diabasfelsen und uralte Bäume säumten den Weg entlang des Bachlaufs. Irgendwo zweigte ein Kanal ab, der zu einem kleinen E-Werk führte. Plötzlich schoss neben dem Gebäude eine riesige Fontäne in die Höhe, zum Erstaunen und zur Freude der Vorbeiziehenden. Es ist keine technische Notwendigkeit, aber wenn Touristen vorbei kommen, wird die Maschinerie in Gang gesetzt. 

Das Höllental endet am stillgelegten Bahnhöfle Lichtenberg, dort stand auch wieder der Bus bereit  zur Rückfahrt nach Wurzbach. Bei der kurzen Rast wurden die alten Waggons begutachtet und dann fiel den aufmerksamen Wanderern die große Info-Tafel ins Auge. Und damit ein gravierender Fehler: Groß und deutlich steht hier zu lesen: Der Frankenweg - Vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb. Verwundert rieben sich Davorstehenden die Augen – nanu, wurde  die Schwäbische Alb womöglich durch einen gewaltigen Erdrutsch verschoben? Der Betreiber des Kiosks war baff erstaunt über diesen Fehler, er war noch niemandem aufgefallen, da mussten erst die Albvereinler aus dem Neckartal kommen, um die Sache richtig zu stellen. Man darf gespannt sein, ob der Text beim nächsten Besuch geändert worden ist.

Wenn am Freitagabend die Dorfmusik spielt, dann sollte man doch einmal vorbeischauen, war die Meinung einiger, die das angekündigte Dorffest live erleben wollten. Es war wohl hauptsächlich ein Fest der jungen Leute, denn allzu lange hielten es die Besucher bei lauter Musik nicht aus. Da war die Abendmusik mit Orgel, Flöten und Violinen in der Kirche wohltuender für die Ohren. Der Organist freute sich sichtlich über die fremden Gäste und lud sie zu einer kurzen Orgelführung ein, was gerne angenommen wurde.

Am letzten Tag besuchte die einheimische Wanderführerin mit den Gästen die stillgelegte Heinrichshütte in Wurzbach.  Es gab eine kleine Verzögerung, da beim Dorffest auch eine Marktstraße aufgebaut war, da musste einfach im Vorbeigehen ein bisschen gestöbert werden. Nach einer kurzen Wanderung erreichte man das denkmalgeschützte Areal und stand in einer großen Halle, wo das Schaugießen stattfand - von den Vorbereitungen bis zum fertigen Produkt eine schwere, staubige und heiße Angelegenheit.                                 zur Wanderstrecke

Die Museumshalle zeigte die Vielfalt, was die Eisengießerei an Produkten hergestellt hat. Wohl jedem Besucher war das eine oder andere Stück bekannt, sei es der gußeiserne Ofen, das Untergestell einer Nähmaschine, die Gartenbank und vieles mehr an alltäglichen oder ungewöhnlichen Gebrauchsstücken. In einem Raum waren Dampfmaschinen aufgebaut, vom Spielzeug, das vor Jahrzehnten fast jeder Junge besaß, bis hin zu technisch hoch entwickelten Geräten. Für die größte Dampfmaschine Europas – 20 Meter lang und 10 Meter breit – aus dem Jahre 1925 wurde extra eine Halle gebaut, um das Ungetüm unterzubringen. An dem ursprünglichen Standort Maxhütte Unterwellenborn wurde die Walzenzugmaschine in Einzelteilen zerlegt nach Wurzbach gebracht und da wieder zusammen gebaut. Sie wäre noch einsetzbar, aber die Technik ist doch etwas veraltet und als zur Demonstration ein Hebel umgelegt wurde, dröhnte die ganze Halle unter dem Getöse. Beeindruckt von der einstmals genialen Erfindung verließ man das Gelände und wanderte zurück nach Wurzbach, wobei wieder zwei Möglichkeiten zur Rückkehr angeboten wurden.

Den „Kurzwanderern“ entging allerdings die kleine Farm im Stadtpark, wo sich Enten, Gänse, Schweinchen, Hunde, Ziegen und sogar ein Pfau die Futterbrocken wegschnappten, die ihnen von den Wanderern, die ihren Spaß an dem tierischen Gewusel hatten, über den Zaun zugeworfen wurden.

Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten sich die Albvereinler von Frau Gerlach, die an zwei Tagen die Wandergruppe geführt hatte.

Ein letztes genussvolles Abendessen, ein gemütliches Zusammensitzen, dann ging man auseinander, die Koffer mussten gepackt werden, denn nach dem Frühstück wurde die Heimfahrt angetreten. Da keine Eile geboten war, machte man zur Mittagszeit Halt in Bad Staffelberg. Wer noch nie auf den Hausberg hinauf gewandert war, nahm die Gelegenheit wahr, die Blumenwiesen dort oben zu bewundern und den Blick ins weite Land schweifen zu lassen. Allerdings musste man sich vorher der Qual der Wahl stellen: Vierzehnheiligen, die herrliche Walfahrtskirche, gebaut von Balthasar Neumann, lud ebenfalls zum Besuch ein. Dort war eben der Gottesdienst zu Ende gegangen, das Orgelnachspiel erfüllte die ganze Kirche mit wunderschönem Klang. Der prächtige Altar mit den vierzehn Nothelfern ist das Kernstück der Kirche, die mit Seitenaltären, Fresken und Wandgemälden reichlich ausgestattet ist.

Auf dem Parkplatz waren inzwischen auch die „Staffelberger“ eingetroffen, eine Thüringer Wurst und dazu ein kühles Bier musste noch sein, dann ging es zügig in Richtung Gemmrigheim, wo man am frühen Abend von den Daheimgebliebenen empfangen wurde.

Es war ein Herzenswunsch von Fritz Denzler, den Freunden aus dem Neckartal die alte Heimat zu zeigen und gerührt nahm er die Dankesworte der Gruppe entgegen, die er an Werner Häring weitergab, der ihn in allem tatkräftig unterstützt hatte. Die Albvereinler dankten auch ihm ganz herzlich, ist es doch immer wieder er, der die Dinge am Laufen hält. „Diesen Weg auf den Höh`n“ wird man wohl nicht so bald wieder gehen, andere Ziele sollen auch noch erkundet werden, es waren aber wieder erlebnisreiche und schöne Tage in guter Gemeinschaft.