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Der Albverein war 7 Tage im Thüringer- und
Frankenwald.
Pünktlich,
wie man es beim Albverein Gemmrigheim gewohnt ist,
stellten sich die
Teilnehmer an der Wanderreise in den Thüringer Wald
am angegebenen Treffpunkt ein. Wer allerdings nicht
kam, war der Bus. Die geplante Abfahrtszeit war schon
eine Weile überzogen, ein Suchtrupp wurde
losgeschickt – vielleicht wartete der Bus ja an
einer anderen Stelle – und kam unverrichteter Dinge
wieder zurück. Es spricht für die Albvereinler, dass
sie den Humor trotz einsetzendem Regen behielten und
als endlich der Bus auftauchte, half man schnell beim
Verstauen des Gepäcks mit, damit der Tagesplan in
etwa eingehalten werden konnte.
Die
Zeit für das übliche zweite Frühstück mit Brezeln
und einem Fläschchen Wein wurde etwas gestrafft,
damit man rechtzeitig zur Führung durch die wunderschönen
Feengrotten bei Saalfeld ankam. Geheimnisvolle Welten
taten sich den Besuchern auf,
die mit Umhängen und Mützen selbst wie
Gestalten aus dem Berginnern wirkten. Eine spontane
Gesangseinlage trug zusätzlich zu der zauberhaften
Stimmung in der Höhle bei.
Einen
Besuch wert war auch der Hochspeicher von Hohenwarta.
Von einer Plattform aus konnten die riesigen Fallrohre
mit einem Durchmesser von über zwei Metern besichtigt
werden. Aus Zeitgründen wurde allerdings auf die
vorgesehene Wanderung um das Speicherbecken
verzichtet. Ohne weiteren Halt ging es in Richtung
Wurzbach, wo die Reisenden im familienfreundlichen Aparthotel
Am Rennsteig abstiegen. Das gemütliche
Beisammensitzen nach dem Abendessen währte kürzer
als üblich, der anstrengende Tag forderte seinen
Tribut.
Eine
einheimische Wanderführerin begrüßte am Morgen die
Gäste, die nun bei einem kurzen Rundgang
durch den Ort interessante und kuriose Begebenheiten
erfuhren. Einige dieser Geschichten wurden in bunten
Farben auf dem ehemaligen Trafo-Häuschen verewigt,
das so zum neuen Wahrzeichen von Wurzbach geworden
ist. Unter anderem ließ die Wanderführerin wissen,
dass im Ort – und nicht nur in diesem – die
Vorschrift besteht, dass alle Hausdächer mit Schiefer
gedeckt werden müssen. So zeigt sich ein
einheitliches Dorfbild, das einen gewissen
nostalgischen Charme ausstrahlt. Durch Wald und Flur
wanderte man zum Charlottenfelsen, gekrönt mit einem
riesigen künstlichen Fliegenpilz. Der Legende nach
verdankt der Fels seinen Namen einer Liebesgeschichte,
die wie so oft unglücklich endete. Auch zu der so
genannten Bärenmühle, die von dem Höhenweg aus zu
sehen war, gab es eine Erzählung. Wer wollte, konnte
nun auf einem kürzeren Weg zum Hotel zurückkehren
oder noch auf einem Umweg weiterwandern.
„Regenschirm
nicht vergessen“ hieß die Devise bei der Wanderung
zum Schloss Burgk, wobei das angehängte „k“ kein
Schreibfehler ist, sondern dem Eigennamen der
ehemaligen Besitzer zuzuordnen ist. Früher als
erwartet hatten die Wanderer den steilen Aufstieg zu
dem alten Schloss bewältigt, das trutzig über einem
Staubecken thront. Sie waren froh, dass die gebuchte Führung
vorgezogen wurde und ließen sich vom Verwalter der
Burg Interessantes und Amüsantes aus der
Burggeschichte erzählen. Der 24 Meter hohe Kamin in
der Küche und die barocke Kapelle mit einer
Silbermann-Orgel sind unter anderen Sehenswürdigkeiten
„die Renner“. Soviel Kultur macht Appetit und nach
der Vesperpause ging es zweigleisig weiter, das heißt,
Fußkranke fuhren mit dem Bus zur Staumauer der
Bleilochtalsperre, der harte Kern wanderte um das
Staubecken. Unterwegs setzte heftiger Regen ein und
dankbar genossen die Durchnässten bei ihrer Rückkehr
den heißen „Bus-Kaffee“.
Der
Abend war dann König Fußball geweiht – Deutschland
gegen die Niederlande. Hier zeigten sich die wahren
Fans – man stöhnte auf bei verpassten
Torgelegenheiten, ärgerte sich über die Fouls der
Gegner und jubelte bis zur Heiserkeit beim Sieg der
deutschen Mannschaft.
„Hätte
ich bloß den warmen Pulli angezogen“ –
allenthalben hörte man morgens die Klage der
Frierenden, als die Wanderer in dem freundlichen Ort
Brennersgrün den Bus verließen, um am Ortsrand einen
ungewöhnlichen Naturgarten zu besichtigen. Aus
Zweigen, Moos, Steinen und Gräsern haben
Schulklassen, Kindergarten-Gruppen, Vereine und
Privatpersonen in liebevoller Arbeit ein
„Wald-Dorf“ im Kleinformat gestaltet und bauen es
immer noch weiter aus. Da findet man ein Zirkuszelt
neben einer Schule, einen Spielplatz, ein
Feuerwehrhaus, eine Kirche bis hin zu einem kleinen
Zoo, einfach alles, was ein Dorfleben ausmacht.
Und
dann begegnete man zum ersten Mal dem großen weißen
„R“, das den Wanderweg auf dem Rennsteig markiert.
Viele Wege zweigen da und dort ab mit Hinweisen auf
Besonderheiten und so
wählte man den „Schönwappenweg“ – vorbei an
sieben besonders interessanten Wappensteinen gelangte
die Gruppe zum großen Freizeitgelände des
Schieferparks bei Lehesten. Bei den denkmalgeschützten
Gebäuden wurde sie vom früheren Betriebsleiter der
Anlage erwartet, der bereits als junger Mann hier tätig
war und sich vehement für die Erhaltung des Ensembles
eingesetzt hat. Wie schwer die Arbeit im Schieferabbau
war und wie vielseitig dieses Material verwendet
werden kann, wurde durch verschiedene Vorführungen an
historischen Maschinen anschaulich dargestellt. Was
dem Betriebsleiter augenscheinlich leicht von der Hand
ging, wenn er einen Schieferblock spaltete und dann
noch eine Figur ausschnitt, erwies sich beim Nachahmen
gar nicht so einfach – gelernt ist eben gelernt, hieß
es auch hier. Kleine Anekdoten lockerten den etwas düsteren
Eindruck in der weitläufigen Halle auf und als schließlich
im kleinen Mannschaftshaus noch manches Souvenir
eingepackt worden war, machte man sich auf den Weg zum
Bus.
Anderntags
begrüßte die helle Morgensonne die Gruppe, als sie
der Frankenwarte zuwanderte. Der Turm auf dem felsigen
Gelände bot eine herrliche Aussicht über das Land.
Beim Weitergehen über Wiesen und Felder, übersät
mit bunten Blumen, gelangte man unbemerkt von Thüringen
ins Frankenland, bis man in Bad Steben in dem
gepflegten Kurpark eine kleine Pause einlegte. Hier
ließe es sich gut sein, aber bei Mordlau wartete
schon der Bus auf die Wanderer und brachte sie nach
Lichtenberg. Ein déja-vu-Erlebnis stellte sich beim
Gang durch die Ortschaft bei einigen Teilnehmern ein
– hier hatte der Albverein vor einigen Jahren
Quartier bezogen. Rund um den Burgberg „lagerte“
man nun zur Mittagspause, die Vespertüten wurden
ausgepackt, dabei wurden rege Tauschgeschäfte
abgewickelt – Apfel gegen Ei, Gurke gegen Pudding Käse-
gegen Wurstbrötchen. Noch ein Gruppenfoto als
Erinnerung, eine erfolgreiche Schatzsuche per GPS und
weiter ging es mit dem Bus zum Höllental.
Es
war ja noch früh am Tag, also wurden noch einmal die
Rucksäcke hervorgezogen, um die „Hölle“ zu
erwandern. Gewaltige Diabasfelsen und uralte Bäume säumten
den Weg entlang des Bachlaufs. Irgendwo zweigte ein
Kanal ab, der zu einem kleinen E-Werk führte. Plötzlich
schoss neben dem Gebäude eine riesige Fontäne in die
Höhe, zum Erstaunen und zur Freude der
Vorbeiziehenden. Es ist keine technische
Notwendigkeit, aber wenn Touristen vorbei kommen, wird
die Maschinerie in Gang
gesetzt.
Das
Höllental endet am stillgelegten Bahnhöfle
Lichtenberg, dort stand auch wieder der Bus bereit
zur Rückfahrt nach Wurzbach. Bei der kurzen
Rast wurden die alten Waggons begutachtet und dann
fiel den aufmerksamen Wanderern die große Info-Tafel
ins Auge. Und damit ein gravierender Fehler: Groß und
deutlich steht hier zu lesen: Der Frankenweg - Vom
Rennsteig zur Schwäbischen Alb. Verwundert rieben
sich Davorstehenden die Augen – nanu, wurde
die Schwäbische Alb womöglich durch einen
gewaltigen Erdrutsch verschoben? Der Betreiber des
Kiosks war baff erstaunt über diesen Fehler, er war
noch niemandem aufgefallen, da mussten erst die
Albvereinler aus dem Neckartal kommen, um die Sache
richtig zu stellen. Man darf gespannt sein, ob der
Text beim nächsten Besuch geändert worden ist.
Wenn
am Freitagabend die Dorfmusik spielt, dann sollte man
doch einmal vorbeischauen, war die Meinung einiger,
die das angekündigte Dorffest live erleben wollten.
Es war wohl hauptsächlich ein Fest der jungen Leute,
denn allzu lange hielten es die Besucher bei lauter
Musik nicht aus. Da war die Abendmusik mit Orgel, Flöten
und Violinen in der Kirche wohltuender für die Ohren.
Der Organist freute sich sichtlich über die fremden Gäste
und lud sie zu einer kurzen Orgelführung ein, was
gerne angenommen wurde.
Am
letzten Tag besuchte die einheimische Wanderführerin
mit den Gästen die stillgelegte Heinrichshütte
in Wurzbach. Es
gab eine kleine Verzögerung, da beim Dorffest auch
eine Marktstraße aufgebaut war, da musste einfach im
Vorbeigehen ein bisschen gestöbert werden. Nach einer
kurzen Wanderung erreichte man das denkmalgeschützte
Areal und stand in einer großen Halle, wo das
Schaugießen stattfand - von den Vorbereitungen bis
zum fertigen Produkt eine schwere, staubige und heiße
Angelegenheit.
zur
Wanderstrecke
Die
Museumshalle zeigte die Vielfalt, was die Eisengießerei
an Produkten hergestellt hat. Wohl jedem Besucher war
das eine oder andere Stück bekannt, sei es der gußeiserne
Ofen, das Untergestell einer Nähmaschine, die
Gartenbank und vieles mehr an alltäglichen oder ungewöhnlichen
Gebrauchsstücken. In einem Raum waren Dampfmaschinen
aufgebaut, vom Spielzeug, das vor Jahrzehnten fast
jeder Junge besaß, bis hin zu technisch hoch
entwickelten Geräten. Für die größte Dampfmaschine
Europas – 20 Meter lang und 10 Meter breit – aus
dem Jahre 1925 wurde extra eine Halle gebaut, um das
Ungetüm unterzubringen. An dem ursprünglichen
Standort Maxhütte Unterwellenborn wurde die
Walzenzugmaschine in Einzelteilen zerlegt nach
Wurzbach gebracht und da wieder zusammen gebaut. Sie wäre
noch einsetzbar, aber die Technik ist doch etwas
veraltet und als zur Demonstration ein Hebel umgelegt
wurde, dröhnte die ganze Halle unter dem Getöse.
Beeindruckt von der einstmals genialen Erfindung
verließ man das Gelände und wanderte zurück nach
Wurzbach, wobei wieder zwei Möglichkeiten zur Rückkehr
angeboten wurden.
Den
„Kurzwanderern“ entging allerdings die kleine Farm
im Stadtpark, wo sich Enten, Gänse, Schweinchen,
Hunde, Ziegen und sogar ein Pfau die Futterbrocken
wegschnappten, die ihnen von den Wanderern, die ihren
Spaß an dem tierischen Gewusel hatten, über den Zaun
zugeworfen wurden.
Mit
einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten sich die
Albvereinler von Frau Gerlach, die an zwei Tagen die
Wandergruppe geführt hatte.
Ein
letztes genussvolles Abendessen, ein gemütliches
Zusammensitzen, dann ging man auseinander, die Koffer
mussten gepackt werden, denn nach dem Frühstück
wurde die Heimfahrt angetreten. Da
keine Eile geboten war, machte man zur Mittagszeit
Halt in Bad Staffelberg. Wer noch nie auf den Hausberg
hinauf gewandert war, nahm die Gelegenheit wahr, die
Blumenwiesen dort oben zu bewundern und den Blick ins
weite Land schweifen zu lassen. Allerdings musste man
sich vorher der Qual der Wahl stellen:
Vierzehnheiligen, die herrliche Walfahrtskirche,
gebaut von Balthasar Neumann, lud ebenfalls zum Besuch
ein. Dort war eben der Gottesdienst zu Ende gegangen,
das Orgelnachspiel erfüllte die ganze Kirche mit
wunderschönem Klang. Der prächtige Altar mit den
vierzehn Nothelfern ist das Kernstück der Kirche, die
mit Seitenaltären, Fresken und Wandgemälden
reichlich ausgestattet ist.
Auf
dem Parkplatz waren inzwischen auch die „Staffelberger“
eingetroffen, eine Thüringer Wurst und dazu ein kühles
Bier musste noch sein, dann ging es zügig in Richtung
Gemmrigheim, wo man am frühen Abend von den
Daheimgebliebenen empfangen wurde.
Es
war ein Herzenswunsch von Fritz Denzler, den Freunden
aus dem Neckartal die alte Heimat zu zeigen und gerührt
nahm er die Dankesworte der Gruppe entgegen, die er an
Werner Häring weitergab, der ihn in allem tatkräftig
unterstützt hatte. Die Albvereinler dankten auch ihm
ganz herzlich, ist es doch immer wieder er, der die
Dinge am Laufen hält. „Diesen Weg auf den Höh`n“
wird man wohl nicht so bald wieder gehen, andere Ziele
sollen auch noch erkundet werden, es waren aber wieder
erlebnisreiche und schöne Tage in guter Gemeinschaft.