Event 2011/01                                                                                     

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                       Der Gemmrigheimer Albverein war auf großer Tour im Südschwarzwald

 

Auto um Auto rollte am frühen Sonntagmorgen auf dem Parkplatz der Festhalle in Gemmrigheim an. Stille Beobachter fragten sich sicher, was hier vorgeht. Hatte man womöglich beim Zeitungslesen etwas übersehen? Aber als aus den Kofferräumen nacheinander Rucksäcke und Wanderstöcke ausgeladen wurden, war klar: der Albverein macht wieder einen Ausflug. Aber gleich so viele? In der Tat – die angebotene Ausfahrt in den Südschwarzwald lockte weit mehr Teilnehmer als erwartet an, so dass sich die Verantwortlichen entschlossen hatten, mit zwei Bussen zu fahren, was schon bei den Vorbereitungen logistisches Können erforderte.

Etwas Hektik machte sich breit, bis sich 98 Personen entschieden hatten, wer mit wem in welchem Bus sitzen will. Kinderwagen für zwei Kleinkinder wurden noch verstaut und fast pünktlich verließen die Fahrzeuge den Ort in Richtung Autobahn. Nach kurzem Zwischenstopp erreichte man Blumberg, wo eine ortskundige Wanderführerin mit in den Bus genommen wurde, denn wenn auch die Verantwortlichen den Wanderweg durch die Wutachschlucht bereits erkundet hatten, war es doch sinnvoll, bei einer so großen Gruppe noch eine Begleitperson zu haben.

Doch zunächst wollte man im nahegelegenen Tannbüel, einem Naturschutzgebiet der besonderen Art auf Schweizer Boden, einen Rundgang unternehmen. Besonders deshalb, weil sich hier eine Vielzahl wildwachsender Orchideen findet, allen voran der bekannte Frauenschuh, gefolgt von verschiedenen Arten des Knabenkrauts, des Waldvögeleins, der Ragwurz und vielen mehr. Zudem haben sich seltene Baumarten etabliert wie Elsbeere, Mehlbeere und Wildobst-Bäume. Revieroberförster Vogelsanger aus der Schweiz unterwies die Wanderer auf originelle Weise in Heimatkunde, gespickt mit Anekdoten, die im Grenzgebiet Baden/Schweiz/Schwabenland natürlich reichlich Nahrung finden. Er stellte jedoch auch klar, dass dieses Gebiet nur mit intensiver Pflege und nicht unbeträchtlichen Geldmitteln erhalten werden kann. Bevor sein Kollege einen Teil der Gruppe übernahm, wurde das obligatorische Gruppenfoto „geschossen“ und gemächlich durchwanderte man dann auf gepflegten Wegen den Tannbüel. Leider war der Höhepunkt der Blütenpracht überschritten, die Trockenheit der vergangenen Wochen machte auch den Wildblumen zu schaffen. Trotzdem fand sich noch hier und da ein blühender Frauenschuh,  auch hatten verschiedene Arten des Knabenkrauts nicht so sehr unter der Hitze gelitten, sie konnten zum Teil in voller Blüte bewundert werden.

Über eine blühende Wiese hinweg bot sich ein herrlicher Blick bis hin zum Hohentwiel und wer gute Augen hatte, konnte sogar den Bodensee ausmachen. Zurück am Bus wurden die ersten Vorbereitungen für die anstehende Wanderung oder die gemütliche Besichtigungstour zu einem Mühlen- und Eisenbahn-Museum getroffen. Ab Fützen ging man dann auf getrennten Wegen, um später wieder zusammen die Fahrt mit der Sauschwänzles-Bahn zu genießen.

Jetzt war aber höchste Zeit zu einer Vesperpause. Für die einen galt es, noch zu einer Anhöhe mit schönem Rundblick zu wandern und im Grünen Picknick zu machen,  die anderen konnten sich gemütlich in den Stühlen einer Gartenwirtschaft zurücklehnen. Mit leichterem Gepäck machten sich die Wanderer auf den Weg zur Wutachschlucht. „Aufgepasst“ hieß die Parole, denn der Schmugglerpfad war schmal, manchmal steinig und von Baumwurzeln durchzogen. Die Warnung war berechtigt, an den steilabfallenden Hängen wäre ein Ausrutscher zum Verhängnis geworden. Tief unten hörte man die Wutach rauschen, blühende Türkenbundlilien erfreuten die Augen, knorrige Bäume und hohe Felsen säumten den Weg. Ein behauener Stein mitten im Wald regte die Phantasie an – war es nun ein Löwe, ein Nashorn oder ein Zerberus? Die Legende, von Marianne Gasper am sogenannten Lunzistein vorgelesen, könnte gut zu dem Fabelwesen passen. Stetig führte der Weg nach unten, kleine Steigungen entlasteten hin und wieder die Knie. Die Regel, in solchem Gelände immer auf den Weg zu achten, mißachtete ausgerechnet ein Wanderführer – um sicher zu sein, dass die Nachhut gut folgen kann. drehte er sich im Gehen um, und schon war`s passiert. Eine kleine Verletzung an der Hand, eine leicht verdrehte Schulter werden ihn wohl beim nächsten Mal ans Aufpassen erinnern.

Bei „Gegenverkehr“ wurde es ziemlich eng und der letzte Wanderer schockte ein paar Entgegenkommende, die geduldig an einer Ausweichstelle die endlose Schlange an sich vorbeiziehen ließen, mit den Worten „das war die Gruppe A, Gruppe B folgt weiter hinten.“

Die Talsohle war endlich erreicht, ein Viadukt der Sauschwänzlesbahn überspannt hier die Wutach und wie für die Fotografen bestellt, fuhr die Bahn darüber. Selbst im tiefsten Schwarzwald trifft man auf Bekannte, die man gar nicht gleich als solche erkennt, weil nicht damit gerechnet wird. „Das sind ja lauter Leute aus Walheim, Gemmrigheim und Besigheim – was seid ihr denn für ein Verein?“. Nachdem die Sachlage klar war, wünschte man sich noch einen schönen Tag und weiter ging`s bis zum Bahnhof Lausheim, wo die Museumsbesucher schon warteten.

Diese 38 Teilnehmer hatten gerne das Alternativ-Programm zu der großen Wanderung angenommen und besuchten nach der Mittagsrast in Blumberg das Eisenbahn-Museum, das im ehemaligen Güterschuppen untergebracht ist. Durch die Darstellung der Geschichte der Dampfeisenbahn und die liebevoll hergerichteten Ausstellungsstücke fühlten sich die Besucher zurückversetzt in die „gute alte Zeit“ und nicht nur Eisenbahn-Fans hatten daran ihre Freude.

Ein weiteres Museum sollte noch besichtigt werden. In Lausheim findet man eine der ältesten noch gut erhaltenen Gipsmühlen Deutschlands. Dass in einer Mühle außer Getreide auch Gips gemahlen werden kann, natürlich in getrennten Arbeitsgängen, löste bei den Besuchern Staunen aus. Beim Anblick der  vier großen Mühlräder kam einem unwillkürlich das Lied von der Mühle am rauschenden Bach in den Sinn. Leider war der Müller nicht bereit, den Besuchern eine Kostprobe seiner Mahlerzeugnisse mit auf den Weg zu geben. Auch dieses Museum verließen die interessierten Gäste mit neuen Erkenntnissen. Bei einer Tasse Kaffee hatte man noch Gelegenheit zu einem kleinen Plausch und dann…

„Sie kommt“ – die Sauschwänzlesbahn fuhr pünktlich ein. So viele Fahrgäste warten wohl nicht jeden Tag auf die Abfahrt. Im Bus wurde bei der Herfahrt Anschauungsmaterial verteilt, so dass jeder den Verlauf der Bahn nachvollziehen konnte. Im Jahr 1887 wurde mit dem Bau begonnen, viele unerwartete Schwierigkeiten mussten überwunden werden bis die Strecke 1890 freigegeben wurde. Etliche Male war die Bahn von der Stilllegung bedroht, immer wieder hatten Bürgerinitiativen dies jedoch verhindern können und schließlich wurden ihre Bemühungen 2007 mit dem Eintrag in das Denkmalbuch als technisches Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung belohnt. In den Tunnels empfand man die zum Teil kreisrunden Kehren kaum, man wunderte sich aber, wenn sich ein Steinbruch, ein Dorf oder ein Viadukt plötzlich auf einer anderen Seite befand wie zuvor. Die kurzweilige Fahrt war bald vorbei, am Bahnhof Blumberg warteten die beiden Busse auf ihre Passagiere, um sie nach Achdorf zu bringen, wo zum Abschluss des wunderschönen Ausflugs in der „Scheffel-Linde“ gegessen wurde. Die Bewirtung der 98 Gäste ging rasch und problemlos von statten, so dass die vorgegebene Zeit zur Abfahrt nur geringfügig überschritten wurde.

Dankbar, dass die Teilnehmer vom Wetter entgegen der Voraussagen richtig verwöhnt wurden und alle wieder wohlauf im Bus saßen, steuerte man Gemmrigheim an. Besonders gefreut haben sich die Verantwortlichen, dass es auch für diejenigen, die nicht so gut zu Fuß sind, dem Vernehmen nach ein erfüllter Tag war.

Ein herzliches Dankeschön ging an die Busfahrer, die auf schmalen Wegen und durch enge Straßen in Wohngebieten ihr Gefährt sicher „im Griff“ hatten sowie an die Wanderführer Werner Häring und Walter Pfeiffer.