Event 2009/04                                                                                     

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                                   Wandern und Kultur am Comer See 

 

Das Ziel der Wander- und Kulturreise, die der Schwäbische Albverein Gemmrigheim für das Jahr 2009 angeboten hatte, war der oberitalienische Comer See. Wie bei den letzten Reisen war auch dieses Mal das Interesse groß, als Werner Häring das Programm vorstellte, das er wieder zusammen mit Hatto Weber vom Reisebüro Heideker ausgearbeitet hatte.

Obwohl das Aufstehen zu nachtschlafender Zeit nicht jedermanns Sache ist, vor allem an einem regnerischen Morgen, hatten sich alle Teilnehmer pünktlich eingefunden und nach kurzer Inspektionsrunde, ob wirklich kein Koffer oder Rucksack mehr im Nebel steht, konnte der vollbesetzte Bus in Richtung Italien losfahren.

Bei Ulm war Fahrerwechsel und mit Hallo wurde Hatto Weber begrüßt, kannten ihn doch die meisten von den früheren Wanderreisen her. Seine sichere Fahrweise, sein Wissen um Land und Leute, sein Improvisationstalent und nicht zuletzt sein unerschöpflicher Vorrat an humorvollen Hinweisen zur Anschnallpflicht machen ihn zu „dem“ Reiseleiter.

Das angestimmte Morgenlied konnte die Sonne nur zögerlich hervorlocken, (vielleicht weil der Gesang noch etwas dünn erklang?), aber beim nächsten Halt hatte sie den Nebel überwunden. Rasch wurde ein kleiner Tisch aufgestellt, die mitgebrachten Brezeln sollten mit Butter bestrichen werden– wo hatte man denn bloß die Messer verstaut? – aber schließlich konnten sich alle mit Brezeln und einem Fläschchen Wein für die nächsten Stunden stärken. Selbst für den morgendlichen Vitaminstoß war gesorgt, der mitreisende Fachmann für Obstbau hatte eine ganze Kiste leckerer Äpfel gespendet.

Über Lindau, durch den Pfändertunnel und das Fürstentum Liechtenstein – dachte da jemand laut an Schwarzgeld? – vorbei an der alten Bischofsstadt Chur, wand sich die Straße hinauf zum Julierpaß. Vor kurzem musste es hier geschneit haben, an den Straßenrändern hatten die Räumfahrzeuge kleine Schneehaufen angeschoben. Die Hospiz-Gebäude auf der Paßhöhe waren nicht geöffnet, aber die alten Römer hatten genügend Stelen hinterlassen, die manchem von Nutzen waren. Der frische Schnee lieferte nicht nur Material für Schneeballen, sondern sorgte auch für Probleme, denen selbst ein Schweizer nicht gewachsen war. Dieser hatte einen riesigen hölzernen Steinbock auf seinem Autodach befestigt – was allein schon die Aufmerksamkeit auf sich zog – und versuchte verzweifelt, aus dem verschneiten Parkplatz auf die schneefreie Straße zu gelangen. Als alle Versuche fehlschlugen, packten die Schwaben an und mit Hauruck hievten sie Auto samt Steinbock aus dem Schnee.

Nach diesem kleinen Intermezzo fuhr der Bus dem mondänen Kurort St. Moritz entgegen. Auf dem Bahnhofsvorplatz nutzte man die Zeit bis zur Abfahrt der Bernina-Bahn zu einer Kaffeerunde. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, als sich der Zug der Paßhöhe näherte. Den Fotografen, und allen anderen natürlich auch, blieb fast die Luft weg vor Begeisterung über die grandiose Landschaft. Sie hasteten von einem Fenster zum andern, wenn ein „ooh, guck schnell“ ertönte. Sei es hier ein Wasserfall, der von einem schroffen Felsen stürzt, dort ein riesiger Stausee oder der Morteratsch-Gletscher, schneebedeckte Bergeshöhen oder Lerchenwälder in ihren Herbstfarben, das Zugende oder eine entgegenkommende Bahn, alles wurde auf Speicherchips gebannt. Der Heideker-Bus, der immer wieder auftauchte, lieferte sich  ein Wettrennen mit dem Zug, zum großen Spaß der Passagiere. Nach fast 60 Kilometern hieß es in Campocologno aussteigen zur Weiterfahrt mit dem Bus nach Colico am Comer See, wo die Reisegesellschaft in einem Hotel direkt am See Quartier bezog. Nach einem üppigen Abendessen wurde es bald ruhig im Hause, denn morgens sollte man ja fit sein für die erste große Wanderung.

Ein bisschen hektisch begannen die Vorbereitungen für den langen Tag. Es musste eingekauft werden für das Picknick,  - reichen Wurst, Käse, Brötchen für alle? – dann brach in den Arkaden des Hotels geschäftiges Treiben aus, es wurde geschnitten, gestrichen, belegt  und eingepackt. Am Bus, etwas entfernt geparkt, versorgten sich die Wanderer noch mit Getränken und gemeinsam – fast gemeinsam, denn besonders Eilige waren schon vorausgegangen – ging es zum Bahnhof. Die Heizung im Pendelzug nach Abbadia Lariana arbeitete  nach einem undurchschaubaren Prinzip, denn während im einen Waggon die Reisenden ins Schwitzen kamen, entstiegen einem anderen durchgefrorene Passagiere. Leider war fast überall die Sicht nach draußen verwehrt durch total zugeschmierte Fenster, und bei den Zugfahrten in den nächsten Tagen war mancher Kontrolleur verstört über die Vielzahl der Leute, die keine Fahrkarte vorzeigen konnten und immer auf den „Capo“ verwiesen, der irgendwo im nächsten Waggon saß.

Und dann ging`s zur Sache: durch den alten Ortskern in Abbadia Lariana, vorbei an der Kirchenruine San Martino,  führte der Weg, einem uralten Schmugglerpfad folgend, steil bergauf. Bald stellte sich die bange Frage: geht`s so steil auch wieder bergab? In der Tat, so sollte es kommen, aber vorerst durchwanderte man Wiesen, Obstgärten, Wälder und kleine Orte, die einen geheimen Reiz ausüben. Ständig von aufgeregtem Hundegebell begleitet, suchte man vergeblich nach vergessenen Feigen auf den Bäumen am Wegesrand. Begehrliche Blicke richteten sich auf die leuchtend orangefarbenen Kakifrüchte, die leider noch nicht richtig reif waren, so dass man mit Bedauern an den brechend voll hängenden Bäumen vorbeigehen musste. Aber die Naturfreunde wurden trotzdem fündig: Unzählige Maronen lagen in den Wäldern auf den Wegen, und einmal angefangen zu sammeln, gab es bei manchen kein Halten mehr!

Die alten Dörfer bergen oftmals überraschende Kulturdenkmale, wie in Maggiana, wo der trutzige „Torre Federico“ einst Friedrich Barbarossa beherbergt haben soll. Hier in den Bergen ging auch ein dunkles Kapitel der italienischen Geschichte zu Ende: Mussolini wurde gefangen genommen und umgebracht.

Für alle, die nicht auf dem Land aufgewachsen sind, waren die offenen Waschhäuser mit steinernen Trögen ein seltsamer Anblick. Offensichtlich werden sie auch heute noch von den Dorfbewohnerinnen benutzt. Es ist zu vermuten, dass diese Einrichtungen auch weiterhin bestehen bleiben, kann man doch den Waschtag mit ein bisschen Dorfklatsch aufpeppen. Die Wanderer müssen jedoch mit einem ungelösten Rätsel weiterleben: Was bedeuten die vollen Wasserflaschen in den Ecken der Hauseingänge? Die Vermutungen gingen von Nachbarschaftshilfe über Blumengießwasser bis hin zu Katzenvertreibungsmittel – aber wie gesagt, es bleibt das Geheimnis der Dorfbewohner.

Kleine Kirchen, einem Heiligen geweiht, tauchen unvermutet in der Landschaft auf, bei genauem Hinschauen kann man ab und zu verblichene Fresken an der Außenwand entdecken wie bei dem alten Kirchlein San Giorgio. Hier wurde eine kurze Pause eingelegt, um das Flüssigkeitsdepot des Körpers nach dem anstrengenden Aufstieg erneut aufzufüllen. Dabei konnte man die wunderbare Sicht auf den See in Ruhe auf sich wirken lassen.

Beim Mittagsvesper auf dem Dorfplatz vor der kleinen Kirche in Rongio wurden neue Kräfte mobilisiert. Eine Katze interessierte sich mehr für die Gruppe als die Bewohner des Ortes, wenngleich sie die Wurstzipfel, die ihr angeboten wurden, verschmähte, schließlich hat man ja auch als Katze seinen Stolz!

Bis der Abstieg auf schmalen Pfaden in die verwunschene Meria-Schlucht und auf der gegenüber liegenden Seite der steile Aufstieg geschafft waren, flossen viele Schweißtropfen und manche Knie nahmen das Auf und Ab ziemlich übel. An diesem Tag war man dankbar dafür, dass die Sonne Pause gemacht hatte. Endlich war man in Lierna wieder am See, einige unternahmen noch einen Rundgang durch den Ortsteil Castello, der auf einer kleinen Halbinsel liegt, während andere  eine Kaffeepause einlegten. Dann bestiegen die Wanderer den Zug nach Colico, wo sie nicht mehr ganz so munter im Hotel ankamen, wie sie es verlassen hatten.

Die  Picknick-Vorbereitungen am nächsten Morgen liefen generalstabsmäßig ab, alle Wanderwilligen waren „an Bord“, und los ging die Fahrt hinüber zum westlichen See-Ufer. Unterwegs stiegen zwei „Anhalter“ zu, Werner und Lieselotte Dietz aus Gemmrigheim, die sich am Comer See ein zweites Domizil geschaffen haben. Obwohl schon seit Jahren mit den dortigen Örtlichkeiten vertraut, ließen sie sich`s nicht nehmen, mit Freunden und Bekannten an den Wanderungen teilzunehmen.

In Rezzonico war der einzig mögliche Busparkplatz von Baustellenfahrzeugen blockiert, so dass Hatto Weber kurzerhand das Programm änderte und Cadenabbia, Adenauers geliebten Ferienort, ansteuerte. Hier trennten sich die Geister – sprich Wanderer. Bei leichtem Regen schlenderte eine Gruppe hinauf in den alten Ortsteil, von dort aus zog es den „harten Kern“ noch höher hinauf zur weithin sichtbaren St. Martins-Kirche. Der herrliche Blick von dort oben war wetterbedingt allerdings leicht getrübt. Die Kulturbeflissenen wandten sich der Villa Carlotta zu, spazierten durch den dazugehörenden herbstlichen Park und konnten auf dem Rückweg zum Bus den bocciaspielenden Adenauer in Bronze bewundern.

Nun wurde es aber Zeit zum Mittagsvesper. Zurück in Rezzonico hatten die Bauarbeiter wohl ebenfalls Pause, denn der Parkplatz war wieder frei. Unterhalb der mittelalterlichen Scaliger-Burg fand sich direkt am See ein idealer Platz, wenn auch ein paar Stühle nicht eigens für die Wanderer aufgestellt waren, doch die Besitzerin überließ die Sitzgelegenheiten großmütig den Fremden, die offensichtlich Größeres vorhatten.

Wie recht sie hatte! Denn es ging einmal mehr bergauf, entlang der „Antica strada Regina“, die zum Teil noch gepflasterte Pfade aus früheren Jahrhunderten aufweist, vorbei an halb verfallenen Häusern, die jedoch zum Teil wieder bewohnbar gemacht werden.  Kapellen an exponierter Lage  und schlichte Gebetstellen weisen auf die Frömmigkeit der Bewohner in der Bergregion hin. Oft wäre man noch gerne viel länger stehengeblieben, um den überwältigenden Blick auf den See, hinunter nach Bellagio bis hinüber ans andere Ufer auszukosten, jedoch der frühe Nachmittag drängte zum Weitergehen. Nach dem steilen – wie könnte es anders sein – Abstieg erreichte man Nobiallo, einen kleinen Ort, dessen Kirchturm in bedenklicher Schieflage ist. Aber vielleicht wird er von dem Heiligen, dem die Kirche geweiht ist, kräftig gestützt.

In Mengaggio reichte es immerhin noch zu einem Kaffee, bevor sich wieder zwei Gruppen bildeten. Das Tragflächenboot, mit Anlegestelle in Colico fast vor der Haustür, verlockte einige zu der kurzen Überfahrt, aber damit der Bus nicht ohne Fahrgäste unterwegs war, entschloss sich der verbliebene Rest der Wanderer zum Mitfahren.

Nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, war das Timing, einen Ausflug nach Bergamo zu unternehmen, perfekt. Auf der Fahrt durch die Po-Ebene gaben Experten dem Fahrer wertvolle Hinweise zur Verbesserung des Busses. Ob sie allerdings ernst genommen werden, ist fraglich. Leider hatte der Himmel kein Einsehen, als man sich zur Stadtführung aufmachte, sondern ließ es weiterhin regnen. Aber was machte das schon aus -weiß man doch schon lange, dass alles nur an der richtigen Kleidung liegt! Mit dem Aufzug gelangte man in die sehenswerte Oberstadt, hörte zwar nicht immer, was die Stadtführerin erzählte, aber in den alten Gassen gab es auch so viel zu sehen. Der Dom mit seiner prächtigen Ausstattung und den wertvollen Kunstschätzen war der Höhepunkt der Stadtbesichtigung. Die Überraschung war gelungen, als man sich im Terminal des Aufzugs versammelte und nicht wie erwartet in die moderne untere Stadt zurückfuhr, sondern von den Organisatoren in ein Lokal mit Blick über Bergamo eingeladen und mit  typischen Köstlichkeiten aus der Küche verwöhnt wurde. So gestärkt konnte jeder noch einmal auf eigene Faust durch Bergamo flanieren.

Um der – nach eigener Einschätzung - unkomplizierten Gruppe eine Freude zu machen, setzte Hatto Weber bei der Heimfahrt noch ein Highlight drauf – statt durch die zahllosen Tunnels der Schnellstraße zu fahren, nahm er die Uferstraße, wohlwissend, dass es für ihn andersrum einfacher gewesen wäre. Die Wanderer konnten natürlich die  Fahrt durch malerische Dörfer mit steter Sicht auf den See genießen, und als noch das Abendrot auf den schneebedeckten Bergspitzen leuchtete, war das Wanderglück vollkommen.

Ein besonderer Gag erwartete die Heimkehrer: Das Essen an diesem Abend musste sich jeder erst verdienen, mit einer kleinen Wanderung – bergauf, versteht sich. In dem Lokal, fast über den Wolken, brannte ein gemütliches Feuer, der Duft von Gebratenem lag verlockend in der Luft und bald hatte jeder einen vollen Teller vor sich stehen. Da der Heimweg leicht zu finden war – halt den Berg wieder hinunter – brauchte derjenige, der früher ins Bett wollte, nur einen Begleiter mit Taschenlampe oder jemand, der ihm festen Halt gab. Dass alle im Hotel irgendwann wohlbehalten angekommen waren, zeigte sich am nächsten Morgen. Da brach die ganz normale Hektik aus, denn im Gegensatz zum Bus wartet auch in Italien der Zug nicht auf die Reisenden. Dieses Mal war im malerischen Varenna Endstation.

Nicht alle Teilnehmer konnten von der Uferpromende aus den Blick über den Lario, wie der Comer See von Einheimischen genannt wird, genießen – zwei „Schatzsucher“ erkundeten hier mit GPS-Gerät mögliche Verstecke. Und ihr Eifer wurde belohnt, der „Schatz“ wurde aufgespürt und mit Stolz in ein Verzeichnis eingetragen. Nach diesem Erfolgserlebnis konnten sie sich wieder getrost ihren eigentlichen Aufgaben als Mit-Wanderführer zuwenden.

Einen Umweg zur Quelle des kürzesten Flusses in Italien nahm man gerne in Kauf. Der Fiumelatte mit einer Länge von nur 300 Metern entspringt in einer tiefen Grotte. Er macht seinem Namen „Milchfluss“ alle Ehre, denn weißschäumend ergießt er sich in den See.

Fast hätte man geglaubt, dass es auf ebenen Wegen weitergeht, dass dem nicht so war, stellte sich bald heraus, denn die Burg, die als Rastplatz für die Mittagspause ausgesucht war, grüßte aus stolzer Höhe. Mit vielen Verschnaufpausen, die ja auch immer Gelegenheit gaben, die Landschaft zu bewundern, die sich nach jeder Biegung wieder anders präsentierte, erreichte man den geräumigen Burghof. Hier hat sich eine Falknerei etabliert, Adler, Falken und eine unbeweglich sitzende Schleiereule zeigten den Besuchern durch Flugversuche und Gekrächze, wer hier der Herr ist. Ein traumhafter Rundblick ließ die Anstrengung vergessen, und als zum Aufbruch gemahnt wurde, wurde das „allerletzte“ Foto aufgenommen oder man blieb „nur noch kurz“ stehen, um sich diese wunderschöne Aussicht einzuprägen.

Nachdem auch die Schatzsucher nach längerem Umherirren zum zweiten Mal fündig geworden waren,  stieg man durch den „Hexenwald“ ab nach Bellano, einige beendeten die Wanderung und fuhren mit dem Boot hinüber nach Bellagio, bekannt als die „Perle am Comer See“. Für die anderen ging es weiter bis nach Dervio, wo in Bahnhofsnähe noch Zeit für ein Bierchen oder einen Kaffee war. Etwas befremdlich war, dass in dem Café ausschließlich Männer saßen, was zu der berechtigten Frage Anlass gab, ob hier Frauen unerwünscht seien. Dies wurde vehement verneint und mit Maurizio am Nebentisch wurde schnell Freundschaft geschlossen. Mit beiderseitigen guten Wünschen verabschiedete man sich, um rechtzeitig am Bahnhof zu sein.

Wie schnell doch die Woche, übervoll mit Erlebnissen, vergangen war -  der letzte Tag war angebrochen. Zugfahren und Kontrolleure überzeugen war schon Routine und so verließ man gut gelaunt in Dervio die – an diesem Morgen überall warmen – Abteile. Das mittelalterliche Corenno mit seinen engen Gassen und steilen Treppen ließ schon ahnen, dass es demnächst noch steiler ansteigen würde. Auf den alten Wanderwegen passierte man verfallene Mühlen, welche einst von den Sturzbächen aus den Bergen mit Wasser versorgt wurden. Die Wasserläufe sind immer noch da, von den Mühlen zeugen oft nur noch die Mahlsteine. Die Wanderer wunderten sich jedoch, dass in manchem alten Gemäuer offensichtlich Vieh gehalten wird, was eindeutig an Geruch und Misten belegbar ist. Eine Aussicht wie aus dem Bilderbuch präsentierte sich in Mandonico, wo die verlassenen trutzigen Steinhäuser nach und nach wieder renoviert werden.

Steil, steiler, am steilsten – so zog sich der Weg hinauf zur Kirche San Rocco, wo ein großzügig angelegter Picknickplatz zeigte, dass nicht nur Wanderer die Strapazen hier herauf in Kauf nehmen. Auch von diesem Punkt aus bietet sich eine Sicht an, die schöner nicht sein könnte.

Jetzt wurden aber die Rucksäcke aufgeschnürt und das Vesper mit gutem Appetit verzehrt. So konnten die meisten viel leichter weiterwandern, wenn sich auch der eine oder die andere mit Taschen voller Maronen erneut Gewicht aufgeladen hatte.

Durch Wiesen und Wälder ging es zurück nach Colico, wo man mit geheimnisvollen Andeutungen zur Eile aufgefordert wurde. Umziehen? Aber was? Welche Schuhe, welches Outfit? Keiner wusste so recht Bescheid, aber schließlich saßen alle wieder im Bus, der zur Westseite des Sees fuhr und unterwegs Werner und Lieselotte Dietz mitnahm. Dann hieß es „nur“ noch eine Viertelstunde zu Fuß, ein bisschen bergauf, dann…. Die Viertelstunde war wohl mit dem Auto berechnet, aber als alle etwas außer Atem auf der Höhe ankamen, war die Überraschung wieder mal perfekt. Werner Dietz hatte seine guten Verbindungen spielen lassen und den Besitzer eines Weingutes, hoch über dem See gelegen,  überzeugen können, dass sich lauter Weinkenner unter seinen Landsleuten befanden.

Eine exzellente Weinprobe wurde geboten, die zusammen mit leckeren Spezialitäten vergessen ließ, dass im Hotel auch noch das Abendessen wartete. Eigentlich sollte man nicht…, aber niemand konnte widerstehen. Nach Kellerbesichtigung, Weinkauf  und dem letzten Schluck sprach man dem Hausherrn und seiner Familie einen herzlichen Dank aus, den Werner Dietz gerne übermittelte, dieser Dank galt aber auch ihm, der diesen Event ermöglicht hatte.

Erstaunlich, dass man nach kurzer Zeit wieder in der Lage war, sich das Abendessen „daheim“  schmecken zu lassen. Der Tag voller Ereignisse neigte sich dem Ende zu, die Koffer mussten gepackt werden, denn am frühen Morgen sollten sie verladen werden. Dann hieß es endgültig Abschied nehmen vom Comer See. Etwas wehmütig gestimmt, konnte man im Vorbeifahren noch zum letzten Mal den Blick über den See in der Morgensonne schweifen lassen. Am Lago Mezzola vorbei, in dem sich der Monte Legnone spiegelte, hinein ins Bergell, durch Chiavenna, fuhr der Bus auf kurvenreichen Straßen dem Majola-Paß entgegen. Auf der Paßhöhe gab es einen kurzen Stopp, um den Fotografen Gelegenheit zu geben, die herrliche Gebirgswelt bei strahlendem Sonnenschein für`s Album zu verewigen. Der Corvatsch, Sils Maria, Silvaplana, St. Moritz, die Bernina-Gruppe, Davos, lauter Namen, die schon beim Drandenken Kalenderbilder in den Kopf zaubern.

Und zum letzten Mal gab es noch ein Extrabonbon: Vier Geburtstags“kinder“, die während der Reise – fast gleichzeitig – Geburtstag hatten, luden zu einem Ständerling mit Sekt und Grappa ein, danach konnte die Zeit, bis im „Heidiland“ Halt gemacht wurde, gut überbrückt werden.

Bis nach Gemmrigheim war es noch weit, in Gedanken ließ man die vergangenen Tage Revue passieren  – die alten Dörfer am See, die Wanderwege, die so unwahrscheinlich schöne Ausblicke boten, die Kirchlein hoch oben in den Bergen, Wiesen und Wälder mit  ihrer vielfältigen, mediterranen Vegetation – es war einfach wunderschön.

Wie viel vorbereitende Arbeit hinter einer solchen Reise steckt, kann man sich vorstellen, daher kam das  herzliche Dankeschön an die Verantwortlichen, allen voran Werner Häring und Hatto Weber, aus vollem Herzen.