„Was noch frisch und jung an Jahren das
geht jetzt auf Wanderschaft, um was Neues zu erfahren, keck zu
proben seine Kraft..“
Nach seiner Pensionierung wollte Martin
Peipe wissen, wie weit Kraft und Mut für eine lange Wanderung
ausreichte. Um es vorweg zu sagen, beides hat ausgereicht. So
machte er sich am 22. März 2010 auf den
ca. 2900 Kilometer langen Weg von Steinheim nach Santiago
de Compostela. Was er da alles erlebt hatte, zeigte Martin Peipe
der Seniorengruppe des Albvereins Gemmrigheim in einer
Bilderschau. Da er auch vielen als erfahrener Wanderführer in Südtirol
bekannt ist, war die Wasenhalle mit 74 Gästen proppenvoll.
Zu Fuß unterwegs sein bei Wind und Wetter,
Schnee und Matsch, Schlafen im Zelt und in überquellenden
Herbergen – zum Teil mit 160 Pilgern bei vier Toiletten und
genauso vielen Duschen – ist nicht jedermanns Sache, da ist
ein warmes Bett, so man denn eines ergattert, der wahre Luxus.
Die
Wanderung auf dem Jakobsweg bis zu der berühmten Kathedrale im
Norden Spaniens ist nicht erst seit HP Kerkelings Erzählung der
Renner. Schon vor über 500 Jahren machte sich ein Bischof aus
Le Puy in Frankreich auf den Weg, um seine Sünden abzubüßen.
Inzwischen gilt der Sühneweg als Herausforderung der persönlichen
Kondition, der sich jährlich Zehntausende stellen.
Bei Konstanz verließ Martin Peipe
deutschen Boden. Weiter ging es süd westwärts über die Klöster
Fischingen und Einsiedel. Unterwegs zum Genfer See passierte er
den Brienzer und Thuner See, Fribourg mit der Festung, die
Vauban, der Baumeister von Sonnenkönig Ludwig, erbaut
hatte, viele Kirchen und Klöster, die seit Jahrhunderten unverändert
geblieben sind.
Am Genfer See deutete sich das Frühjahr
an; schneebedeckte Wanderwege waren
zumeist nur noch auf den Höhen zu bewältigen. Der See
hieß nun Lac Leman, das hieß Frankreich ist nicht mehr weit.
Auch hier waren Pilger unterwegs, manche
Abwechslung war willkommen, auf andere hätte der Wanderer gerne
verzichtet. Als Bilder von Le Puy auf dem Bildschirm
auftauchten. wurde es im Publikum lauter: „das kennen wir
auch“. Endlich kamen die Pyrenäen in Sicht, die Überquerung
forderte viel Kraft. Die Grenze zu Spanien war überwunden, es
wurde warm und wärmer,
zum Glück gab es immer wieder Wasserstellen, wo man den Durst
stillen konnte. Nicht jeder Wanderweg entsprach den Kriterien
des Albvereins und manches Mal ging es über Stock und Stein.
„da wo kein Wanderzeichen mehr erkennbar war, nahm man den
Weg, der am meisten plattgetreten war“ meinte Martin Peipe
lakonisch .Als er Burgos erreichte, war klar, dass das Ziel näher
kam.
Und dann stand er vor der gewaltigen
Kathedrale in Santiago de Compostela! Welches Gefühl ihn da
durchströmte, offenbarte er dem Publikum nicht in Einzelheiten.
Aber seine Reise war noch nicht zu Ende: Am Cap Finistere, das
in längst vergangenen Zeiten das Ende der Welt bedeutete, wollte er einem Brauch folgen und
seine getragenen Klamotten verbrennen zum Zeichen, dass ein
neuer Lebensabschnitt beginnen soll. Ins Feuer kamen natürlich
nur alte Socken und ähnliches.
Mit wunderschönen Aufnahmen von der
untergehenden Sonne verabschiedete sich Martin Peipe vom Cap
Finistere. Seine Wanderung, die er in 89 Tagen zu Fuß zurücklegte,
wird ihm sicher sein Leben lang im Gedächtnis bleiben.
Die Besucher sparten nicht mit Beifall, die
schönen Aufnahmen, die vier Länder mit ihren Besonderheiten
zeigten, die Reisebeschreibung, gespickt mit Anekdoten, haben
alle begeistert.
Werner
Häring bedankte sich mit einem Geschenk bei Martin Peipe und
seiner Frau Rose, die sich die Mühe gemacht hatte, kleine
Jakobsmuscheln zu backen, für den gelungenen Nachmittag.
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