Rückblicke 1806                                                                                                           Gerda Pfeiffer

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Die Teilnehmer am Seniorentreff des Albvereins Gemmrigheim waren auf dem
Jakobsweg unterwegs nach Santiago de Compostela

„Was noch frisch und jung an Jahren das geht jetzt auf Wanderschaft, um was Neues zu erfahren, keck zu proben seine Kraft..“

Nach seiner Pensionierung wollte Martin Peipe wissen, wie weit Kraft und Mut für eine lange Wanderung ausreichte. Um es vorweg zu sagen, beides hat ausgereicht. So machte er sich am 22. März 2010 auf den  ca. 2900 Kilometer langen Weg von Steinheim nach Santiago de Compostela. Was er da alles erlebt hatte, zeigte Martin Peipe der Seniorengruppe des Albvereins Gemmrigheim in einer Bilderschau. Da er auch vielen als erfahrener Wanderführer in Südtirol bekannt ist, war die Wasenhalle mit 74 Gästen proppenvoll.

Zu Fuß unterwegs sein bei Wind und Wetter, Schnee und Matsch, Schlafen im Zelt und in überquellenden Herbergen – zum Teil mit 160 Pilgern bei vier Toiletten und genauso vielen Duschen – ist nicht jedermanns Sache, da ist ein warmes Bett, so man denn eines ergattert, der wahre Luxus.

Die Wanderung auf dem Jakobsweg bis zu der berühmten Kathedrale im Norden Spaniens ist nicht erst seit HP Kerkelings Erzählung der Renner. Schon vor über 500 Jahren machte sich ein Bischof aus Le Puy in Frankreich auf den Weg, um seine Sünden abzubüßen. Inzwischen gilt der Sühneweg als Herausforderung der persönlichen Kondition, der sich jährlich Zehntausende stellen.

Bei Konstanz verließ Martin Peipe deutschen Boden. Weiter ging es süd westwärts über die Klöster Fischingen und Einsiedel. Unterwegs zum Genfer See passierte er den Brienzer und Thuner See, Fribourg mit der Festung, die  Vauban, der Baumeister von Sonnenkönig Ludwig, erbaut hatte, viele Kirchen und Klöster, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben sind.

Am Genfer See deutete sich das Frühjahr an; schneebedeckte Wanderwege waren  zumeist nur noch auf den Höhen zu bewältigen. Der See hieß nun Lac Leman, das hieß Frankreich ist nicht mehr weit. 

Auch hier waren Pilger unterwegs, manche Abwechslung war willkommen, auf andere hätte der Wanderer gerne verzichtet. Als Bilder von Le Puy auf dem Bildschirm auftauchten. wurde es im Publikum lauter: „das kennen wir auch“. Endlich kamen die Pyrenäen in Sicht, die Überquerung forderte viel Kraft. Die Grenze zu Spanien war überwunden, es wurde warm und  wärmer, zum Glück gab es immer wieder Wasserstellen, wo man den Durst stillen konnte. Nicht jeder Wanderweg entsprach den Kriterien des Albvereins und manches Mal ging es über Stock und Stein. „da wo kein Wanderzeichen mehr erkennbar war, nahm man den Weg, der am meisten plattgetreten war“ meinte Martin Peipe lakonisch .Als er Burgos erreichte, war klar, dass das Ziel näher kam.

Und dann stand er vor der gewaltigen Kathedrale in Santiago de Compostela! Welches Gefühl ihn da durchströmte, offenbarte er dem Publikum nicht in Einzelheiten. Aber seine Reise war noch nicht zu Ende: Am Cap Finistere, das in längst vergangenen Zeiten das  Ende der Welt bedeutete, wollte er einem Brauch folgen und seine getragenen Klamotten verbrennen zum Zeichen, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnen soll. Ins Feuer kamen natürlich nur alte Socken und ähnliches.

Mit wunderschönen Aufnahmen von der untergehenden Sonne verabschiedete sich Martin Peipe vom Cap Finistere. Seine Wanderung, die er in 89 Tagen zu Fuß zurücklegte, wird ihm sicher sein Leben lang im Gedächtnis bleiben.

Die Besucher sparten nicht mit Beifall, die schönen Aufnahmen, die vier Länder mit ihren Besonderheiten zeigten, die Reisebeschreibung, gespickt mit Anekdoten, haben alle begeistert.  

 Werner Häring bedankte sich mit einem Geschenk bei Martin Peipe und seiner Frau Rose, die sich die Mühe gemacht hatte, kleine Jakobsmuscheln zu backen, für den gelungenen Nachmittag.