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Tageswanderung
im Grenzland Südpfalz/ Elsass
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Teilnehmer am Deutschen Weintor in
Schweigen-Rechtenberg |
Muttertagswetter
stellt man sich anders vor, mögen sich manche gedacht
haben, als sie früh morgens fröstelnd in den
wolkenverhangenen Himmel blickten. Doch zeitiges
Aufstehen war trotzdem angesagt, wenn man an der
zweiten Pfalzwanderung „über Grenzen“ teilnehmen
wollte, zu der vom Schwäbischen Albverein Gemmrigheim
eingeladen worden war.
Nachdem
im Vorfeld über den Abfahrtsort gewisse
Unsicherheiten ausgeräumt worden waren, standen alle
bereit, als Uwe Seyfferle mit dem Bus auf dem
Parkplatz eintraf. Ohne langes Zögern suchte man sich
einen Platz und nachdem auch die notwendigen flüssigen
Versorgungsgüter verstaut waren, konnte die Fahrt
beginnen.
Der
Reiseleiter begrüßte die Gäste und gab einen kurzen
Überblick auf das Geschehen des Tages. Dann wollte
man mit dem traditionellen Morgenlied die Sonne
hervorlocken, aber oben richtig angekommen war das
nicht, denn wenn auch „da vorne“ ein Streifen
blauer Himmel zu sehen war, prallten gleich wieder
Regentropfen an die Scheiben.
Auf
der Autobahn war es zu dieser morgendlichen Stunde
ziemlich ruhig, und so konnte man sich einer wichtigen
Aufgabe zuwenden, nämlich das Essen
aus der Speisekarte des „Schweigener Hofs“
aussuchen, das abends dann zügig serviert werden
sollte. Vorher jedoch gab es für die Teilnehmerinnen
ein „Leckerli“ – schließlich war ja Muttertag.
Auf
dem Bahnhofsplatz In Bad Bergzabern erwartete Herbert
Steiner, vielen bekannt von der ersten Pfalzwanderung,
den Bus. Nach der wortwörtlich stürmischen Begrüßung
wurden Tische aufgebaut, um das zweite Frühstück mit
Kaffee, französischem Gugelhupf und einem Gläschen
Wein servieren zu können. Allerdings musste jeder
Glas, Becher oder Kuchen gut festhalten, die Windböen
wehten trotzdem manches über die Bahngleise. Herbert
Steiner hatte den leckeren Gugelhupf extra in
Wissembourg eingekauft und damit gleich ein bisschen
französische Lebensart
vorgestellt.
Wenn`s
auch ein bisschen ungemütlich war, es hat allen gut
geschmeckt, und als der Himmel wieder die Schleusen öffnete,
wurden die wenigen Reste schleunigst
in den Bus gepackt.
Unter
bunten Schirmen wanderte man schließlich los,
mitleidig betrachtet von denen, die im Trockenen saßen.
Mitten durch die Altstadt führt der Weg zum Kurpark,
vorbei am Schloss mit dem Riesentor und zwei Wehrtürmen,
einstmals als Wasserburg im Renaissancestil erbaut,
dem Gasthaus „Zum Engel“, einem der schönsten
Renaissancegebäude der Pfalz, der ehemaligen
Simultankirche am Marktplatz, bis man bei der Südpfalztherme
den Kurpark erreicht. Immer
wieder passierte die Gruppe historische
Anwesen, zu denen Herbert Steiner den geschichtlichen
Hintergrund und die heutige Funktion erklärte.
Durch
Weinberge und Kastanienwälder, bei denen man jedoch
die herrliche Blüte der Rosskastanien vermisste,
gelangten die Wanderer nach Dörrenbach, einem Dorf
mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern, die mit gut
erhaltenem Schnitzwerk geschmückt sind. Die
Wehrkirche auf einer kleinen Anhöhe mitten im Dorf
ist von einer mächtigen Ringmauer umgeben, an der
sich blühende Rosen hochrankten. Zum Leidwesen der
Fotografen goss es auch hier in Strömen, so dass
vermutlich einige Bilder buchstäblich verwässert
sein werden.
Auf
der Spörenhöhe, die bald nach der Ortschaft erreicht
wurde, legte die Reisegruppe eine Pause ein. Die
herrliche Rundumsicht bis hinüber zum Schwarzwald und
in die Rheinebene war durch das Wetter leider etwas
getrübt. An dieser Stelle stieß Wolfgang Faber zu
den Wanderern, seines Zeichens Vorstand der Volksbank
Südliche Weinstraße, der sich einen Tag freigenommen
hatte, um den
Gästen bei einem Stadtrundgang
Wissembourg zu zeigen. Zunächst aber führte
der Weg durch die Weinberge hinab nach Oberotterbach.
Es war interessant, einiges über die französisch-deutschen
Beziehungen vor, während und nach den Weltkriegen zu
erfahren, kuriose private Besitzverhältnisse kamen
dabei ebenso
zur Sprache wie das politische Wechselspiel, dem Städte
und Gemeinden mit ihren Bewohnern ausgesetzt waren. In
dieser Gegend verläuft auch ein Teil des 620
Kilometer langen Westwalls, der als Verteidungslinie
im Jahr 1936 zwischen Wesel und Basel errichtet wurde.
Wie
immer bei Ausfahrten hatten diejenigen, die nicht so
gut zu Fuß sind, die Möglichkeit, eine Strecke mit
dem Bus zurückzulegen. Im Café
am Deutschen Weintor konnten sie bei einer
kleinen Pause neue Kräfte für den kurzen Aufstieg zum Sonnenberg sammeln.
Die
andere Gruppe wanderte von Oberotterbach
nach Schweigen-Rechtenbach mit freiem Blick über
die weitläufigen Anbaugebiete, wo Winzer und
Genossenschaften ihre Reben pflegen. Bald wurde das
„kleine Weintor“ erreicht,
auf einer kleinen Fläche wurde von jeder
teilnehmenden Winzergemeinde eine Rebsorte gepflanzt.
Die beiden örtlichen Wanderführer konnten auch
hierzu manches erklären, aber die Zeit drängte,
wollten sich doch alle zusammen auf dem Sonnenberg
treffen, DEM beliebten Ausflugsziel der Umgebung.
Im
wöchentlichen Wechsel übernehmen verschiedene Winzer
die Bewirtung und bieten leckere Vesperbrote und ihre
guten „Tropfen“ an. Wen wundert`s also, dass die
Gemmrigheimer nicht die einzigen waren, die sich an
diesem regenreichen Tag zu einem Spaziergang hinauf
zum Sonnenberg entschlossen hatten. Zwar mussten die
Leckereien ab und zu mit geschickt platzierten
Schirmen vor plötzlichen Regentropfen geschützt
werden, aber das tat dem Appetit keinen Abbruch.
Gerade hat man sich etwas gemütlicher eingerichtet,
als zum Aufbruch geblasen wurde. Der heftig
einsetzende Regen wurde ignoriert, alle wasserdichten
Sachen wurden eilig übergezogen und los ging`s in
Richtung Wissembourg. Wie viele Schirme den
Gewittersturm nicht
überlebten, ist nicht verbürgt!
Wer
noch nie auf freiem Feld von einem Platzregen
„erwischt“ wurde, weiß gar nicht, wie kalt sich
klatschnasse Hosenbeine anfühlen! Zum Glück kannte
Wolfgang Faber eine Abkürzung durch die Weinberge
hinunter nach Wissembourg. Dort angekommen, ließ der
Regen endlich nach und die Stadtführung konnte fast
ohne die verbeulten Regenschirme beginnen. Wolfgang
Faber gab sich viel Mühe mit seinen Ausführungen,
allerdings waren nicht immer alle ganz bei der Sache.
Ein
Benediktinerkloster, gegründet in den Jahren 631/32,
steht am Anfang der Geschichte der Stadt. Daraus
entwickelte sich die Siedlung, die 1178 zum ersten Mal
erwähnt wird. Der heutige Besucher bestaunt die
zweitgrößte gotische Kirche im Elsass, die ehemalige
Klosterkirche St. Peter und Paul mit sehenswertem
Kreuzgang und als Besonderheit ein elf Meter hohes
Fresco des heiligen Christophorus aus dem 15.
Jahrhundert, das größte gemalte Menschenbildnis in
Frankreich.
Hin
und wieder überquert man die Lauter, bis man, vorbei
an schönen Fachwerkhäusern und durch winkelige
Gassen, einen großen Platz erreicht wo das sogenannte
Salzhaus mit dem dreigeschossigen, windschiefen Dach
ins Blickfeld kommt. Im Jahr 1448 wurde es als Spital
erbaut, diente später als Salzlager, Schlachthaus und
als Lazarett.
Das
einsetzende Gewitter machte der Führung ein schnelles
Ende und eilends steuerte
die Gruppe den Parkplatz an, um sich vor dem
niederprasselnden Regen in den Bus zu retten, der vor
dem „Schweigener Hof“ am Deutschen Weintor seine
Fahrgäste wieder entließ. Hier war ja das Essen
bestellt, der Juniorchef wirbelte durch die Reihen und
servierte mit flapsigen Sprüchen Getränke und
Speisen. „Bis nächste Woche also“ verabschiedete
er die Besucher, die sich nun auf die Heimreise
machten.
Herzliche
Dankesworte, denen „französisch“ anmutende
Umarmungen folgten, bewiesen Herbert Steiner, seiner
Frau Helga und Wolfgang Faber, wie gelungen dieser
Wandertag im Grenzgebiet Pfalz/Elsass dank ihrer
Vorbereitungen gewesen war. Die Gemmrigheimer hatten
viel gesehen und Neues erfahren – und trotz der
vielen Regenschauern den Humor nicht verloren.
Uwe
Seyfferle brachte die Gruppe mit der gewohnten
Sicherheit wieder zurück nach Gemmrigheim, was mit
Beifall und einem Obolus dankend quittiert wurde.
Eine
Frage bleibt allerdings noch offen: Gibt es eine
dritte Pfalzwanderung?
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