Rückblicke 1409                                                                                     Gerda Pfeiffer 

                                               Mundartabend beim Albverein Gemmrigheim

Aus den geöffneten Fenstern der Vereinsstube des Albvereins Gemmrigheim  drangen vor einigen Tagen immer  wieder  Lachsalven nach draußen. Grund war der launige Vortrag des Mundartpoeten Dieter  Adrion, besser bekannt als Johann Martin Enderle, der auf Einladung der Vorstandschaft nach Gemmrigheim gekommen war. Der Raum war mit rund 50 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt, und wie es sich für einen schwäbischen Abend gehört, wurden Brezeln und Wein angeboten, damit der trockenen Luft  drinnen gegengesteuert  werden konnte.

Mit Augenzwinkern erzählte Enderle von schwäbischen  Marotten und „Mödele“ in meisterhafter Gedichtform  und mancher unter den Zuhörern stellte im geheimen gewisse Ähnlichkeiten bei sich oder anderen fest. Da war das Rentner-Ehepaar, das sich partout nicht einigen konnte, was man bei einem herrlichen Sommertag unternehmen könnte. Hatte die Frau einen Vorschlag, war der Mann um Ausreden nicht verlegen, aber genauso war es umgekehrt. Der Ausflug wurde schließlich auf den nächsten Tag verschoben. Das herzhafte Lachen der Besucher  ließ vermuten, dass diese Situation nicht unbekannt ist.

Da Spätzle in jedem schwäbischen Haushalt auf den Tisch kommen, war die Elegie vom Spätzle auf`m Seiher  geradezu prädestiniert für diesen Abend. Bei der Frage, was ein „G`äder“ ist, mussten doch tatsächlich einige passen, die Erklärung ließ jedoch nicht auf sich warten und nun können auch bislang Unwissende in Sachen schwäbischer Sprache mitreden.

Dass der wortkarge Schwabe  mit dem kurzen Laut „ao“ je nach Sachlage mehr ausdrücken kann als Nichtschwaben, die  viele Worte für dieses „ao“ aufwenden müssen, wurde ausführlich behandelt. Wie energisch die Schwaben ihre Vorhaben  mit  „schaffe ond spare“ durchsetzen und vor allem, wie stolz sie auf  urschwäbische Traditionen sind, kam in dem Gedicht vom Ehepaar, das sich nach Jahren der  Sparsamkeit endlich einen Mercedes gönnt, zum Ausdruck.

Die Zeit verging wie im Fluge, wer mehr hören oder lesen  wollte, konnte Bücher  oder CDs kaufen, denn irgendwann musste auch Schluss sein. Enderle oder Adrion („ich höre auf beide Namen“), der  bei seinem Vortrag oft selber  ins Lachen kam, verabschiedete sich von den Zuhörern mit einem letzten schwäbischen Spruch. Gerhard Reisinger bedankte sich im Namen der Gäste  für  die amüsanten Stunden und überreichte noch eine Flasche Wein.