Mundartabend
beim Albverein Gemmrigheim
Aus
den geöffneten Fenstern der Vereinsstube des
Albvereins Gemmrigheim
drangen vor einigen Tagen immer
wieder Lachsalven
nach draußen. Grund war der launige Vortrag des
Mundartpoeten Dieter
Adrion, besser bekannt als Johann Martin
Enderle, der auf Einladung der Vorstandschaft nach
Gemmrigheim gekommen war. Der Raum war mit rund 50
Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt, und wie
es sich für einen schwäbischen Abend gehört, wurden
Brezeln und Wein angeboten, damit der trockenen Luft
drinnen gegengesteuert
werden konnte.
Mit
Augenzwinkern erzählte Enderle von schwäbischen Marotten
und „Mödele“ in meisterhafter Gedichtform und
mancher unter den Zuhörern stellte im geheimen
gewisse Ähnlichkeiten bei sich oder anderen fest. Da
war das Rentner-Ehepaar, das sich partout nicht
einigen konnte, was man bei einem herrlichen Sommertag
unternehmen könnte. Hatte die Frau einen Vorschlag,
war der Mann um Ausreden nicht verlegen, aber genauso
war es umgekehrt. Der Ausflug wurde schließlich auf
den nächsten Tag verschoben. Das herzhafte Lachen der
Besucher ließ
vermuten, dass diese Situation nicht unbekannt ist.
Da
Spätzle in jedem schwäbischen Haushalt auf den Tisch
kommen, war die Elegie vom Spätzle auf`m Seiher
geradezu prädestiniert für diesen Abend. Bei
der Frage, was ein „G`äder“ ist, mussten doch
tatsächlich einige passen, die Erklärung ließ
jedoch nicht auf sich warten und nun können auch
bislang Unwissende in Sachen schwäbischer Sprache
mitreden.
Dass
der wortkarge Schwabe
mit dem kurzen Laut „ao“ je nach Sachlage
mehr ausdrücken kann als Nichtschwaben, die
viele Worte für dieses „ao“ aufwenden müssen,
wurde ausführlich behandelt. Wie energisch die
Schwaben ihre Vorhaben
mit „schaffe
ond spare“ durchsetzen und vor allem, wie stolz sie
auf urschwäbische
Traditionen sind, kam in dem Gedicht vom Ehepaar, das
sich nach Jahren der
Sparsamkeit endlich einen Mercedes gönnt, zum
Ausdruck.
Die
Zeit verging wie im Fluge, wer mehr hören oder lesen
wollte, konnte Bücher
oder CDs kaufen, denn irgendwann musste auch
Schluss sein. Enderle oder Adrion („ich höre auf
beide Namen“), der
bei seinem Vortrag oft selber
ins Lachen kam, verabschiedete sich von den Zuhörern
mit einem letzten schwäbischen Spruch. Gerhard
Reisinger bedankte sich im Namen der Gäste
für die
amüsanten Stunden und überreichte noch eine Flasche
Wein.